Am Dienstag, den 22.04.2025 ging das Seminar für politische Bildung in Karlsruhe los. Freiwillige aus ganz Deutschland reisten zum BAFzA, eine Bildungseinrichtung in der Nähe des Hauptbahnhofs. Nach der Ankunft wurde uns eine Einführung zu Rahmenbedingungen gegeben, die wegen der rechtlichen Bedingungen etwas militärisch klang. Im Speisesaal waren wir an die 100 Freiwillige und wurden in ca 20er Gruppen für die Seminarzeit aufgeteilt. Da das Gebäude sehr groß ist, haben Julian und ich eine tolle Aussicht aus dem siebten Stockwerk:
Am Dienstag standen noch klassische Kennenlernspiele auf dem Plan, bei den wir uns über Themen wie Heimat unterhielten. Außerdem haben wir uns gegenseitig gemalt und dabei nach jedem Gesichtsdetail die werdenenden Kunstwerke weitergegeben.
Interessant war zu hören, dass wir einige internationale Freiwillige in unserer Seminargruppe hatten und auch Uganda, Madagaskar, Brasilien und Serbien Antworten waren, die bei der Aufgabe, eine Weltkarte im Raum zu bilden, dann doch einiges des Raumes ausfüllten. Außerdem wurden wir für eine nicht eurozentrische Weltkarte sensibilisiert, da wir tatsächlich instinktiv Deutschland in der Mitte stellten, wobei man ja auch den Äquator mittig hätte stellen können. Sehr schön fand ich das Blatt zu der Frage, welche Sprache man mit welcher Körperstelle assoziiert. Außerdem haben wir uns über Wünsche und Befürchtungen zum Seminar ausgetauscht, da der Austausch und eigene Ideen im Vordergrund stehen. Das Seminar wird in unserer Gruppe mit den zwei Dozentinnen sehr partizipativ gestaltet. Die Seminarzeiten sind sehr angenehm und es bleibt viel Zeit für die gemeinsamen Aktivitäten mit den anderen Freiwilligen. Das BAFzA hat einen eigenen, ziemlich vielfältigen Freizeitbereich im Keller und eine Wand mit Empfehlungen in Karlsruhe. So sind wir am ersten Abend klassisch nach dem Abendessen zum Schlossgarten gefahren.
Tag zwei begann mit dem Frühstück, gefolgt von einem kleinen Deutschlandquiz bei dem es für jede richtige Antwort ein Bonbon gab. Unsere Vierergruppe beantwortete zwölf Fragen richtig, was man wenigstens gescheit durch vier teilen konnte. Daraufhin haben wir anhand von Gegenständen erfasst, was Fahrradhelme, Reisepass und Ladekabel mit der EU zu tun haben. Nach der Mittagspause haben wir in kleinen Gruppen nach einer Erläuterung des Subsidiaritätsprinzip diskutiert, ob Themen auf nationaler oder EU-Ebene bestimmt werden sollten.
Der Donnerstag wurde von drei Studenten aus Heidelberg ergänzt, die mit uns ein Planspiel durchführten. Jeder bekam eine politische Partei des EU-Parlaments und wir hatten die Aufgabe, unsere Interessen parlamentarisch in die Verordnung des Green Deals durchzusetzen, indem wir uns mit anderen Parteien auf etwas einigten und dann als Vorschlag verabschiedeten. Das Planspiel war mein persönliches Highlight, weil das Ringen mit anderen Parteien für Gesetzesänderungen Kompromissbereitschaft, ein Quäntchen Geduld und ein solides rhetorisches Geschick benötigte.
Ich kann nun behaupten „Wer ‚A‘ sagt muss auch ‚Ramsamsam‘ sagen“ in einer politischen Debatte eingebunden zu haben. Am Abend von Tag 3 entschieden wir uns nach dem Abendessen ins Schwarzlichtminigolf zu gehen.
Der letzte Tag war aufgrund der Abreise relativ kurz.
Vor der Ausfüllung des Evaluationsbogens haben wir ein letztes Spiel gespielt: In Vierergruppen hatten wir jeweils 20 Chips (was Julian und mich natürlich prompt ans Pokern erinnerte und die Chips ließen sich auch morgen) und zwei Würfel. Wer am Zug ist, würfelt einen W6-Würfel mit den Zahlen 1-6, der bestimmt, wie viele Chips die Person an den Würfler abgeben muss. Auf dem anderen Würfel sind verschiedene Symbole wie Kreise, Pfeile oder Kreise und Pfeile abgebildet, die auf einem Erklärzettel in Handlungen „übersetzt wurden. Je nach Symbol musste man die dem Symbol entsprechende Handlung, wie Schnipsen, die rechte Hand auf den Kopf legen etc., durchführen. Wer als letztes reagiert, muss die Anzahl an Chips zahlen, die der W6-Würfel anzeigt. Nach einer Eingewöhnungsphase haben wir die Zettel umgedreht und durften nicht mehr miteinander sprechen. Nach einiger Zeit sollten die Chille der den Tisch wechseln. Das betraf sowohl Julian als auch mich. Am neuen Tisch angekommen war ich bereit, wieder zu versuchen die meisten Chips zu akkumulieren. Nach dem zweiten Würfel war ich aber verwirrt, da alle bei dem 180°-Pfeil nicht auf den Tisch schlugen, sondern schnipsten. Und so wurde mir klar, dass an diesem Tisch die Symbole andere Bedeutungen haben. In der Reflexion konnten wir dann wieder alle darüber lachen, dass die Sieger der Runde eins als erste in kalte Wasser geworfen wurden. Es war ein ähnlicher Perspektive wechsel wie bei dem Aha-Erlebnis der nicht-eurozentrischen Weltkarte.
Insgesamt empfand ich das Seminar als besonders abwechslungsreich, da wir zwischen Spielen, Quiz, Energizer und Planspiel täglich gut getimte Pausen machten und die Zwischenzeit zum Austausch mit anderen nutzen konnten.