Levy Live: Die Gothamchess Europe Tour (Berlin)

Das Zitat „Fortune favors the prepared mind“, auf deutsch etwa „Das Glück bevorzugt den vorbereiteten Geist“ wurde für mich mit einer Geschichte aufgeladen. Am vierten Mai landete eine Mail von Walter Rädler, Autor des größten deutschen Schachnewsletters, in meinem Postfach. In dieser E-Mail hat er ein Gewinnspiel für zwei Tickets der Gothamchess Europe Tour 2025 in Berlin angekündigt, für das man eine weitere Person mitnehmen darf. Ich habe geantwortet, dass ich meinen Freund und Kollegen Julian Behr mitnehmen würde. Zwei Tage später wachte ich auf und sah auf meinem Handy die Gratulationsnachricht in Form einer weiteren E-Mail. Und so stand für mich fest, dass ich am Donnerstag, den 15. Mai nach Berlin fahren werde. Zum Glück gibt es Direktverbindungen von Karlsruhe nach Berlin, sodass wir nicht auf die Pünktlichkeit gambeln mussten.

Im Voraus hatte ich mich informiert, wie eine Show aufgebaut ist. Bei der Recherche ist mir fast die Kinnlade runtergeklappt, als ich die eingeladenen Gäste für Berlin gelesen habe: TheBigGreek (okay, den kennt wohl jeder deutsche Schachspieler, der schon mal einen Youtube-Tab offen hatte) und dann stand da noch: Judit Polgár. Die einst beste Schachspielerin der Welt, der es als einzige Frau gelang, in die Top zehn der Weltrangliste zu gelangen. Als wäre die Erfahrung, nur Levy Rozman live zu sehen nicht schon überwältigend genug.

An der Urania angekommen, haben wir unsere Rucksäcke abgelegt und den Saal betreten. Das Event war sehr schön gestaltet: Auf der ersten Etage war auf jedem Tisch ein Schachbrett positioniert, woran man klar erkennen konnte, dass es sich um ein Schachevent handelte. Zwischen den Eingangstüren war ein Stand für Merchandise von Gothamchess, von dem Julian und ich aber nicht Gebrauch machten.

Gegen 20 Uhr ging es los. Nach einem kleinen Highlight-Film von Clips wurde als erstes die Moderatorin WIM Fiona Steil-Antoni vom Publikum begrüßt und beklatscht. Sie hatte eine fabelhafte Energie und begann mit der Anmoderation. Nachdem sie Levy auf diie Bühne holte stellte sie ihm einige paar eröffnende Fragen zu seiner Anreise, seiner Erwartung an den Abend etc. Schon bald danach wurde der erste Gast auf die Bühne gerufen: IM Georgios Souleidis, besser bekannt als TheBigGreek. Nach einem kurzen Interview haben sie eine Blitzpartie gespielt.

Lange sah es ausgeglichen aus, dann fing Levy jedoch den Läufer und wenig später gab TheBigGreek auf. Der nächste Programmpunkt war ein Highlight der beliebten Serie „Guess The Elo“ (GTE), bei dem Zuschauer Partien einsenden und Levy das Rating der Partie errät. Ich selbst habe während der Pandemie fast täglich die Videos von Levy geschaut und bin Fan von GTE. Live zuzusehen, war trotzdem ein ganz anderes Erlebnis, da die humorvollen Kommentare völlig improvisiert waren. Nach seinem „educated guess“ wurde ein Trommelwirbel abgespielt und das Rating angezeigt. Es waren einige Partien dabei, die dem Rating nicht entsprachen, weshalb das Publikum bei der Offenbarung ein Raunen verlauten ließ, da Levy sich um mehrere hundert Punkte verschätzte. Es folgte eine 20 minütige Pause. Georgios war noch als Zuschauer in der Lobby und unterhielt sich mit interessierten Fans. Er wirkte sehr nahbar und bodenständig und hat auf meinem Schuh unterschrieben😃. Nach der Pause wurde nach der Anmoderation von WIM Fiona Steil-Antoni Judit Polgár auf die Bühne gerufen. Sie unterhielt sich mit Levy über verschiedene Themen wie die Vergangenheit und Zukunft von Schach, Titel von Frauen und wie Computer Einfluss auf das Schachspiel nahmen. Im Vorfeld haben Judit und Levy abgemacht, dass sie ihn nicht in einer Blitzpartie „bloßstellen“ wird, weshalb ein anderes Format gespielt wurde: Zwei Spieler vergleichbarer Spielstärke, etwa 1600, wurden auf die Bühne gerufen. Gespielt wurde der Modus „hand and brain“, den ich auch schon im Training als Variante eingesetzt habe. Judit und Levy, die Gehirne („brains“),  sagten eine Figur an und die Hände („hands“) durften nur die angesagte Figur ziehen:

Es war eine spannende Partie, die im 5+2 Modus auf Zeitdruck hinauslief. Auch wenn Judits Hand einige Zeit lang etwas besser stand, verloren sie schlussendlich auf Zeit. Es war sehr unterhaltsam die gezogenen Gesichter und Gesten von Levy zu sehen, wenn seine Hand zog. Die Kommentare von Judit wie „So habe ich auch gegen Karpov gespielt“ haben die Partie in ein ganz anderes Licht gerückt. Auch Levys Anmerkung, dass die Partie die „the immortal game from Lidl“ sei, brachte einige Zuschauer zum Lachen. Abschließend wurden ihm noch einige Fragen von den Zuschauern über Instagram gestellt. Z. B. ob man ihn heute Nacht noch in Berghain sieht. Es war ein schöner Abschluss für die Show.

Bevor wir die Urania verlassen haben, hat Julian, der Fanboy, noch ein Selfie mit Georgios machen wollen:

Dann hatte ich noch eine interessante Begegnung mit dem Bruder von Sindarov, der zwar ein VIP Ticket hatte, aber die Schachregeln gar nicht beherrscht. Da ich die Schachregeln kenne war es interessant die Perspektive einer Person zu hören, die die Blitzpartien und GTE nur aufgrund der anderen Zuschauer einordnen konnte.

Insgesamt kann ich die Erfahrung der Liveshow sehr empfehlen. Es waren mitreißende zwei Stunden, die authentische Interviews mit Weltstars, spannende Blitzpartien und eine erfolgreiche Trendserie mit einer tolle Moderation kombinierte. Besonders die kleinen Momente der Witze und Kommentare der Stars auf der Bühne machten aus dem langwierigen Brettspiel ein völlig anderes Erlebnis als ein  Schachabend im Verein.

Vielen Dank an Walter Rädler, der Julian und mir diese Chance durch das Gewinnspiel im Newsletter ermöglicht hat. Denn: Fortune favors the prepared mind.

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