Wenn alles klappt…

U14 auf dem Treppchen

DVM U14 + U14w· 26.12.-30.12.2016 · Düsseldorf · Von Andreas Vinke

…wirklich alles? Nur ein winzig kleiner Teil hätte eventuell etwas besser laufen können, jedoch wäre jede Beschwerde über gegebenenfalls vergebene Chancen einfach ein Jammern auf zu hohem Niveau.
Zuerst ein Kompliment an den Düsseldorfer SK, der die DVMs der Altersklassen U14 und U14w dieses Jahr hervorragend ausgerichtet hat. Die Jugendherberge Düsseldorf bot eine topmoderne Unterkunft und im Turniersaal gute Spielbedingungen. Zudem liegt die Jugendherberge sehr zentral und direkt am Rhein, eine Lage, die zu Ausflügen bzw. Spaziergängen einlädt. Aus Sicht des Berichterstatters gab es nichts, was man kritisieren könnte. Wenn Düsseldorf noch einmal den Zuschlag für eine DVM bekommt, kommen wir gerne wieder!
Als nächstes ein großes Dankeschön an das Schiedsrichterteam Julian Schwarzat, Stefan Ritzheim und Fabian Winker, das das Turnier stets in sympathischer Art kompetent und souverän geleitet hat. Es verdient Anerkennung, dass sie sich die Zeit genommen haben, die Turnierleitung zu übernehmen, die mit einer Menge an Arbeit verbunden ist, die Außenstehende wohl nicht erahnen können.
Die U14-Mannschaft bestand aus Arkady, Lukas, Simon, Linus und Felix, während Ilona, Dana, Alyona, Elisabeth und Minh Anh uns in der U14w vertraten. Als Trainer waren Lukas und Andi dabei, die von Simone, die kurzfristig doch noch mitkommen konnte, unschätzbare Unterstützung erhielten.
Unsere Anreise nach Düsseldorf verlief problemlos. Die Zimmer wurden bezogen und nach der Betreuerbesprechung am Abend ging es noch, nachdem die Paarungen der ersten Runde feststanden, an die Vorbereitung.
Dankenswerterweise gab es ein Ersatzspielerturnier, so dass die Spieler, die in einer Runde nicht in der Mannschaft zum Einsatz kamen, doch eine Wettkampfpartie spielen konnten.
In der ersten Runde ging es für die Jungs gegen CAISSA Kassel. Nominell waren wir deutlich favorisiert, jedoch sollte es ein sehr enger Kampf werden. Arkady konnte früh entscheidendes Material erobern und fuhr einen souveränen Sieg ein. Simon zertrümmerte schlicht und ergreifend den Franzosen seines Gegners und gewann ebenfalls. Lukas kam leider nie so richtig in die Partie und musste eine Niederlage quittieren. Damit brauchten wir in Felix Partie noch mindestens ein Remis zum Mannschaftssieg. In einer scharf geführten Partie boten sich Möglichkeiten für beide Seiten. Richtig nervenzehrend wurde es zum Schluss, als Felix ein zwangsläufiges Matt zuließ, was der Gegner allerdings nicht bemerkte. Kurz darauf war die Partie mit einem Remis durch Dauerschach beendet und damit der erste Mannschaftssieg gesichert.
Die Mädchen bekamen mit den SF Sasbach gleich eine richtig schwere Aufgabe. Bei einer DWZ-Differenz im Schnitt von ca. 400 DWZ-Punkten zu unseren Ungunsten hieß es, einfach so viel Widerstand zu leisten wie möglich. Ilona und Alyona mussten die spielerische Überlegenheit schließlich anerkennen und verloren ihre Partien. Elisabeth hingegen ließ nichts zu und fuhr ein ungefährdetes Remis ein. Minh Anh machte es zunächst sogar noch besser. Aus der Eröffnung heraus nahm sie ihre Gegnerin einfach auseinander und erlangte sogar einen deutlichen Materialvorteil. Leider ließ sie in der Folge einige Gelegenheiten aus, die Partie sofort zu beenden und so kam ihre Gegnerin doch noch dazu, einige gefährliche Drohungen aufzustellen, gegen die Minh Anh nicht die richtige Verteidigung fand und doch noch verlor. Trotz der Niederlage war dies eine starke Leistung von Minh Anh!
In der Nachmittagsrunde des ersten Spieltags mussten die Jungs gegen München Süd-Ost antreten. Arkady agierte schon früh unglücklich, geriet in die Defensive und musste nach einem Figurenverlust alsbald die Waffen strecken. In Lukas Partie war eigentlich nie viel los und in einem ausgeglichenen Springerendspiel schloss man hier Frieden. Linus setzte die Ideen aus der Vorbereitung mit Andi perfekt um und konnte einen souveränen Sieg verbuchen. Auf die Bemerkung von Andi nach der Partie, dass er eine Super-Partie gespielt habe, antwortete Linus: “Ich habe nur das gemacht, was du mir gesagt hast.” – Ein größeres Dankeschön kann man sich als Trainer nicht vorstellen! Als letzter spielte noch Simon. Aus einem unklaren Endspiel gelang ihm die Überleitung in ein Endspiel mit einem Springer und drei verbundenen Bauern gegen einen Turm. Mit sauberer Technik konnte er dieses gewinnen und damit auch die nächsten zwei Mannschaftspunkte einfahren.
Für die Mädchen ging es gegen die letztgesetzte Mannschaft aus Neumarkt. Ilona, Dana, Alyona und Elisabeth kamen zum Einsatz und machten ihre Sache hervorragend. Vier Bretter, vier sichere Siege – einfach eine starke Vorstellung!
Der zweite Spieltag brachte für die Jungs zunächst das Duell mit der SG Porz. Porz, an zwei gesetzt, hatte einen DWZ-Schnitt aufzuweisen, der um über 100 Punkte über unserem lag. Ein schwerer Brocken also, dennoch bekamen wir unsere Chancen. In Arkadys Partie war leider nicht viel zu machen. Aus der Eröffnung heraus kam er in ein schwieriges Endspiel, welches er letztlich nicht halten konnte. Linus nahm in der Eröffnung strukturelle Schwächen in Kauf, um seinen Gegner durch aktives Figurenspiel unter Druck setzen zu können. Tatsächlich gelang es ihm, einen Bauern zu erobern. Leider fand er in der Folge nicht die besten Züge, um seinen Vorteil festhalten zu können, geriet nach und nach selbst in die Defensive und musste schließlich kapitulieren. Simon zündete das Brett an, wie es Mikhail Tal oder Alexej Shirov nicht hätten besser machen können. Es entstand eine hochtaktische Stellung, in der Figurenopfer auf der Tagesordnung standen. Die beiden Trainer Lukas und Andi blickten da auch nicht mehr durch und einigten sich auf: “Völliges Chaos – Chancen für beide Seiten.” In diesen fürchterlichen Komplikationen behielt Simon den besseren Durchblick und konnte die Partie für sich entscheiden. Lukas spielte eine gute Partie, riss das Heft des Handelns an sich und kam in ein Turmendspiel, in dem er einen Mehrbauern vorzuweisen hatte. Leider gelang es ihm nicht, diesen Vorteil zum Sieg zu verdichten. Stattdessen ließ er einen taktischen Trick zu, der das sofortige Remis offensichtlich werden ließ. Insgesamt stand also eine knappe und unglückliche 1,5:2,5-Niederlage zu Buche.
Die Mädchen bekamen es in dieser Runde mit den SF Brackel zu tun. Favorisiert waren wir nur am vierten Brett, während die anderen Bretter nominell fast aussichtslos erschienen. Der Matchplan war damit klar – an Brett vier gewinnen und irgendwo noch mindestens einen Punkt holen. Teil eins des Plans wurde von Minh Anh erledigt. Sie sorgte schnell für die Führung. Danas Partie ließ sich gut an. Sie erlangte eine strategisch ansprechende Stellung. Leider kostete sie dann eine taktische Unachtsamkeit eine Figur und schließlich auch die Partie. Für ein Feuerwerk sorgte Ilona. In der Vorbereitung schlug Trainer Lukas – unser neuer leuchtender Stern am Trainerhimmel – eine Trickvariante vor, die auch prompt aufs Brett kam. Unter Figurenopfer ging Ilona erfolgreich auf den gegnerischen König los – Matt nach 21 Zügen und das mit Schwarz! …eine Partie für Lehrbücher über Eröffnungsfallen. So hing es an Elisabeths Partie, ob nicht doch ein Überraschungssieg herausspringen sollte. Früh in der Partie nutzte Elisabeth eine taktische Möglichkeit, um eine Figur für zwei Bauern zu gewinnen. In der Folge spielte sie etwas ungenau, verlor einen weiteren Bauern und es entstand ein Endspiel, in dem das Materialungleichgewicht dann eine Figur gegen drei Bauern betrug. Eigentlich sollten die objektiven Gewinnchancen in diesem Endspiel ausschließlich bei Elisabeth liegen. Gerade als sie die Möglichkeit hatte, deutlichen Vorteil zu erlangen, schob sie unnötigerweise einen Bauerntausch ein, was zur Folge hatte, dass jetzt Elisabeth ums Remis kämpfen musste. Leider ließ sie noch Gelegenheiten aus, um in ein Endspiel mit einem Randbauern und falschen Läufer abzuwickeln. So ging die Partie letztlich doch verloren. Dennoch war das ein großartiger Kampf von Elisabeth!
Die Nachmittagsrunde bescherte den Jungs als Gegner den FC Ergolding. Bei Simon war Kurzarbeit angesagt – Sieg nach 20 Zügen und damit die Führung. Arkady folgte einer Empfehlung aus der Vorbereitung. Lukas hatte ihm einen einen Carlsen-Plan empfohlen, nach dem Arkady seinen Gegner im Endspiel quälen konnte. Schließlich gelang es Arkady, in ein gewonnenes Bauernendspiel abzuwickeln und damit auf 2:0 zu erhöhen. Bei Linus gab es einige Abenteuer auf dem Brett. Nach mutiger Eröffnungsbehandlung stand er erst recht bedenklich. Ein Qualitätsgewinn sanierte dann seine Stellung. Gerade als er selbst einigen Vorteil erlangte, kostete ein Versehen wieder das Mehrmaterial. Nach einigen weiteren Ungenauigkeiten ging im Endspiel ein weiterer Bauer verloren, jedoch versprachen ungleichfarbige Läufer noch einige Rettungschancen. Seine Gegnerin hatte wohl keine Idee, wie sie Linus Stellung knacken sollte und gab sich recht schnell mit einer Punkteteilung zufrieden. Damit konnte Lukas ohne jeden Druck versuchen, seine Partie zu gewinnen. In einer strategisch gut geführten Partie kam er zu einem Turmendspiel, in dem er einen Mehrbauern hatte. Lukas kämpfte lange, versuchte alles, aber leider ließ sich der Mehrbauer nicht zum Sieg verwerten.
Die Mädchen mussten gegen die SF Konz-Karthaus antreten. Tatsächlich sollte mal eine Runde nicht so gut laufen. Dana kannte sich in einer gefährlichen Variante des Caro-Kanns nicht gut aus und musste früh die Segel streichen. Minh Anh büßte früh eine Figur ein und musste eine eigentlich hoffnungslose Stellung verwalten. Bei Alyona kam schon bald ein wichtiger Zentralbauer abhanden. Danach erwies sich die Stellung als nicht mehr haltbar. Ilona verlor früh viel Material. Davon ließ sie sich allerdings nicht beeindrucken. Sie nahm sich Lukas Empfehlung, einfach auf den gegnerischen König loszugehen, zu Herzen. …und wen interessiert schon Material, wenn man den gegnerischen König kriegt? Eine Unachtsamkeit ihrer Gegnerin nutzte sie aus, um erneut mit einem schönen Mattangriff zu gewinnen. …da soll noch einer behaupten, dass Ilona keine Angriffsspielerin sei! Minh Anh spielte noch als Letzte. Hier mussten wir allerdings froh sein, dass sich ihre Gegnerin mit einem Remis begnügte, um den Mannschaftssieg für Konz-Karthaus zu besiegeln.
Der dritte Wettkampftag stand für die Jungs unter dem Motto: “KSF gegen Hamburg.” In der fünften Runde wurde uns der Königsspringer SC zugelost. Arkady stand in seinem Königsinder zunächst ordentlich. Ein zu schablonenhafter Zug führte dann allerdings zu einem schmerzhaften Bauernverlust, da Arkady ein taktisches Detail entgangen war. Danach hatte Arkady nicht nur einen Minusbauern, sondern auch eine empfindlich geschwächte Königsstellung. Beides zusammen führte schließlich zum unvermeidlichen Partieverlust. Felix hatte seine Partie von Anfang an gut im Griff, nutzte taktische Möglichkeiten zu Materialgewinn und gewann souverän. Simon stellte unter Beweis, dass er auch Igelstellungen versteht. Nach Öffnung der Stellung mit dem thematischen Vorstoß d6-d5 gelang es ihm, alsbald eine Figur einzusammeln, schließlich erneut den ganzen Punkt zu verbuchen und seine Ausbeute damit auf 5/5 zu schrauben! Lukas machte mal wieder Überstunden. Aus einer Stellung, in der nun wirklich wenig los war, gelangte er in Carlsen-Manier in ein Endspiel, in dem er zwei Mehrbauern vorzuweisen hatte. Für die Mannschaftskameraden und Trainer war diese Tatsache sehr nervenschonend, da dieses Endspiel absolut “unverlierbar” war und damit der Mannschaftssieg schon feststand. …aber wieso sollte man sich mit einem halben Punkt zufriedengeben, wenn vielleicht ein ganzer möglich ist, auch wenn die technische Verwertung des Vorteils als sehr schwer erschien. Lukas spielte zwischendurch leider etwas ungenau, ließ eine direkte Möglichkeit aus, seinen Vorteil weiter auszubauen und sah schließlich seine einzige Gewinnmöglichkeit in einem Endspiel mit drei verbundenen Bauern gegen einen Läufer. Theoretisch sollte dies remis sein, jedoch bekam Lukas erneut seine Chance, die er leider nicht nutzte. Die Partieerfassung ist nicht ganz korrekt. Erst als nach über 90 Zügen lediglich die beiden Könige auf dem Brett verblieben waren, reichte man sich die Hände zur Punkteteilung. Die Partie dauerte so lange, dass sich die Turnierleitung dazu entschloss, die nächste Runde um 15 Minuten nach hinten zu verschieben.
Die Mädchen bekamen in Runde fünf mit den SF Friedrichshagen einen durchaus machbaren Gegner. Dana schoss uns mit einem schnellen Sieg früh in Führung. Elisabeth behielt in einer taktisch interessanten Partie den besseren Überblick und erhöhte wenig später auf 2:0. Alyona geriet im Mittelspiel in Schwierigkeiten und musste sich im resultierenden Endspiel dreier gegnerischer Mehrbauern erwehren. Sie verteidigte sich jedoch heldenhaft und konnte sich letztlich tatsächlich noch in ein Remis retten. Damit war der Mannschaftskampf entschieden und Ilona hätte eigentlich ohne Druck weiterspielen können. Jedoch fehlten ihr in einer vorteilhaften Stellung irgendwie die Ideen und so nahm sie das Remisangebot ihrer Gegnerin an.
Vor der sechsten und vorletzten Runde waren die Jungs nach Mannschaftspunkten punktgleich mit dem Ersten. Wir durften an Tisch 1 antreten. Als Gegner bekamen wir keinen Geringeren als den Hamburger SK vorgesetzt, der mit einem DWZ-Schnitt von über 2000 der absolute Topfavorit des Turniers war. An Brett 1 bot der HSK den “Star” des Turniers, Luis Engel, der schon eine DWZ von über 2300 aufweist, auf. Selbst in der U20 gab es nur zwei Spieler, die über eine höhere Wertzahl verfügten. Dass jemand wie Luis an dieser Meisterschaft teilnahm, ist schon ein Fingerzeig dafür, welche Qualität das diesjährige Turnier hatte und welchen Stellenwert es einnimmt. Dazu später mehr.
Es erwartete uns also ein ganz dicker Brocken und leider hingen die Trauben diesmal doch einfach zu hoch. Arkady büßte ausgangs der Eröffnung einen Bauern ein, leistete zwar im resultierenden Schwerfigurenendspiel erbitterte Gegenwehr, musste aber dem technisch präzisen Spiel seines Gegners Tribut zollen und letztlich doch kapitulieren. Lukas kam gegen das gegnerische Läuferpaar zusehends unter Druck, verlor einen Bauern und musste schließlich auch aufgeben. Simon fand in einem Najdorf-Sizilianer leider nie so richtig ins Spiel, wurde von seinem Gegner überspielt und musste ebenfalls die Segel streichen. Linus verlor in der Eröffnung einen Bauern, verteidigte sich danach aber trickreich. Leider ließ er dann eine Möglichkeit aus, das Spiel komplett auszugleichen, wonach ihm die Partie vollends entglitt und er auch eine Niederlage quittieren musste. Insgesamt stand also eine 0:4-Niederlage zu Buche, die in dieser Deutlichkeit etwas ernüchternd war. Die Trainer befürchteten schon, dass damit und aufgrund der Eigenarten des Schweizer Systems alle Hoffnungen auf einen Treppchenplatz begraben werden müssten. Jedoch zeigte die Tabelle nach der sechsten Runde, dass mit einem Schlussrundensieg noch alles möglich war.
Die Mädchen bekamen es in der sechsten Runde mit dem SK Hemer zu tun. Der Mannschaftskampf begann mit zwei Unglücken. Dana und Elisabeth erlangten aus der Eröffnung heraus gute bis sehr gute Stellungen, jedoch kosteten Versehen an beiden Brettern jeweils schnell den vollen Punkt. Besser lief es bei Alyona. In einem taktischen Handgemenge behielt sie den besseren Durchblick, erreichte ein Endspiel mit Mehrqualität, die sie schließlich zum Gewinn der Partie verwerten konnte. Ilona machte diesmal Überstunden. Nach einem taktischen Versehen, das sie Material kostete, verteidigte sie sich lange verbissen, konnte die Niederlage letztlich aber doch nicht abwenden.
Am Abend stand dann das Blitzturnier an, das bei unseren Spielern regen Zuspruch fand.
Schlussrundengegner für die Mädchen war der SC Annaberg-Buchholz. Elisabeth brachte uns früh in Führung. Sie veranstaltete einen sauberen Komplettabriss und gewann damit ihre Partie. Vor einem Dreivierteljahr kannte Elisabeth nicht einmal die Schachregeln und jetzt holte sie auf einer DVM schon 3,5/6. Respekt! An Danas Brett machte sich das kräftezehrende Turnier bemerkbar, jedoch zeigte sie im Vergleich zu ihrer Gegnerin das größere Stehvermögen und konnte auf 2:0 erhöhen. Ilonas Gegnerin zeigte auch leichte Konditionsschwächen. Ein simpler Turmeinsteller entschied die Partie zu Ilonas Gunsten. Schade war, dass Alyona nach dem Gewinn zweier Bauern irgendwie den Faden verlor und schließlich doch eine Niederlage quittieren musste. Am Ende landeten wir auf einem hervorragenden 10. Platz.
Für die Jungs war vor der Schlussrunde die Devise klar: Selbst musste gewonnen und dann auf Schützenhilfe vom HSK, denen ein 2:2 schon zum Titel reichte, und/oder von Dresden-Leuben gehofft werden. Die Anspannung vor der letzten Runde war nicht zu leugnen, war man letztes Jahr doch mit sehr viel Pech nur Vierter geworden. …aber mentale Unterstützung dürfte zu den Kernkompetenzen des vor Ort anwesenden Trainerteams gehören und auch die enorme Erfahrung, die unsere Jungs mitbrachten war ein Pluspunkt für uns: Arkady kam schon auf seine sechste Teilnahme bei einer DVM, Lukas und Linus waren zum fünften Mal dabei und Simon war bei seiner dritten DVM. Nur Felix gab dieses Jahr sein Debüt auf dieser Bühne, aber er hat Nerven wie Drahtseile…
Unser finaler Gegner, die Biebertaler SF, mussten auf ihr drittes Brett verzichten, was dazu führte, dass wir als deutlicher nomineller Favorit in die Schlussrunde gingen. Der Kampf begann durchwachsen. Während Lukas, Simon und Felix ordentliche bis sehr gute Stellungen erlangten, geriet Arkady schon bald in Schwierigkeiten. Als die Trainer den Punkt an Brett 1 schon abgeschrieben hatten, kam es doch ganz anders: Arkadys Gegner ließ einen angegriffenen Turm einfach stehen – das Turnier war hart und solche unerklärlichen Fehler kommen gerade zum Turnierende schon mal vor. Wie auch immer – Arkady nahm das Geschenk dankend an und sorgte damit für die Führung. Lukas erhöhte wenig später auf 2:0. Er hatte seinen Gegner sauber überspielt, gewann zwei Bauern und kurz darauf die Partie. Auch die zwei noch laufenden Partien ließen sich gut an. Während Simon eine sehr angenehme Position hatte, stand Felix mit zwei Mehrbauern schlicht und ergreifend auf Gewinn, wobei er allerdings noch mit einigen Zeitproblemen zu kämpfen hatte. Für seinen 40. Zug hatte er noch eineinhalb Minuten, überlegte dann seelenruhig, welcher Zug wohl der Beste sei und trieb die nebenstehenden Trainer damit fast in den Wahnsinn. Mit fünf verbliebenen Sekunden machte er seinen 40. Zug. Das Nachdenken hatte sich gelohnt. Er fand die beste Fortsetzung und schon einen Zug später stand es 3:0 für uns. Der HSK führte zu diesem Zeitpunkt gegen Reideburg schon mit 2:0 und auch Dresden-Leuben lag gegen Porz mit 1:0 in Front. Damit wollte Simon seine Partie nicht nur gewinnen – nach dem Zwischenstand musste er es auch versuchen, um für den Fall eines 2:2-Unentschiedens bei Dresden-Leuben gegen Porz zumindest nach Mannschafts- und Brettpunkten mit Porz noch gleichzuziehen und damit in die Feinwertungslotterie zu gehen.
Simon war einmal mehr nicht aufzuhalten und machte das 4:0 perfekt. 6/7 – welche Leistung! Simons Kommentar zu den Trainern nach der Partie: “Wir schuldeten euch noch ein 4:0!” – Tatsächlich witzelten die Trainer nach dem 4:0-Sieg der Mädchen in der 2. Runde, dass die Jungs ihnen noch einen Sieg in gleicher Höhe schuldeten…
Die eigene Aufgabe war erledigt. Jetzt mussten wir auf die Ergebnisse der Parallelkämpfe warten. An Tisch 1 hielt Hamburgs Brett 3 sein Endspiel remis – damit waren wir auf dem Treppchen! Nach vier vierten Plätzen der letzten Jahre (1 x U20w, 1 x U14w, 1 x U14, 1 x U10) hatte es endlich mal geklappt! Insbesondere für Andi war es eine Riesenfreude, dass “seine” Jungs es tatsächlich aufs Siegerpodest geschafft hatten. Da war es auch nicht weiter schlimm, dass Porz seinen Mannschaftskampf noch gewann, damit noch an uns vorbeizog und Zweiter wurde.
Ein zehnter Platz für die Mädchen und ein dritter Platz für die Jungs – zwei herausragende Leistungen! Die Mädchen holten mit 15 Brettpunkten nur einen weniger als die Jungs und landeten am Ende sogar einen Platz vor Erstrundengegner Sasbach. Fairerweise muss man erwähnen, dass wir zwar einen Brettpunkt mehr, allerdings auch 27 Buchholzpunkte weniger als Sasbach aufzuweisen hatten. Dies sollte der DSJ vielleicht ein Denkanstoß sein, ob Brettpunkte als erste Feinwertung in einem Schweizer System-Turnier tatsächlich fair sind, was die Leistung unserer Mädels allerdings keineswegs schmälern soll.
Dass das Abschneiden der Jungs gar nicht hoch genug einzuschätzen ist, zeigt folgende DWZ-Statistik der bisherigen DVMs der Altersklasse U 14.
Jahr Ø erste vier Bretter # Teams mit
Ø >2000
# Teams mit
2000 > Ø >1900
# Teams mit
1900 > Ø >1800
# Teams mit
1800 > Ø >1700
2016 1670 1 1 1 6
2015 1580 0 0 2 2
2014 1542 0 0 1 2
2013 1552 0 0 2 3
2012 1610 0 0 1 1
2011 1562 0 1 1 2
2010 1580 0 0 1 1
2009 1590 0 0 0 4
2008 1553 0 0 1 1
Wie leicht zu sehen ist, war diese DVM U14 die mit Abstand stärkste aller Zeiten!
Sportlich gesehen war es also ein voller Erfolg in beiden Altersklassen und auch die Einzelleistungen waren mit nur einer Ausnahme hervorragend – für Simons Leistung existiert wohl kein deutsches Wort, das diese angemessen würdigte.
Es waren unvergessliche Tage und die ganze Truppe machte unserem inoffiziellen Vereinsnamen “Karlsruher Schachfamilie” alle Ehre. Zwischen den Runden wurde zudem regelmäßig gefragt, wie es denn an den anderen Wettkampforten aussähe. Dies verdeutlicht die gewachsene Kameradschaft in unserer Jugendabteilung.
Weiterhin zeigte sich mal wieder, dass uns mit Lukas von den Jugendlichen aus der Zeit der DVM U12-Siege der wahre Edelstein erhalten geblieben ist, der jetzt, wo er so langsam geschliffen ist, im vollen Glanz zu strahlen beginnt.
Es sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Erfolge von Düsseldorf nicht nur der dortigen Delegation gehören, sondern auch allen Trainern, die Woche für Woche für qualifizierten Schachunterricht sorgen, allen, die sich für unsere Jugend engagieren und natürlich allen unseren Jugendlichen, die unsere unvergleichliche Gemeinschaft ausmachen.
Als auf der Rückfahrt, die auch problemlos verlief, einige unserer Mädchen und Jungs sich im Pokern versuchten, fühlte der Berichterstatter sich angesichts unseres Abschneidens bei diesen DVMs – wir waren in fünf von sieben Altersklassen vertreten, was die alleinige bundesweite Bestmarke darstellte, holten jeweils mindestens die Hälfte der Mannschaftspunkte und jeweils mehr als 50 Prozent der möglichen Brettpunkte – bezüglich unserer Jugendarbeit an das Schlusszitat der Serie Star Trek – TNG von Captain Picard erinnert: “Das Spiel heißt offener Poker, keine verdeckt – und der Himmel ist das Limit.”