Untentschieden gegen Freiburg-Zähringen

Ungewöhnliches Match im Anne-Frank-Haus

2. Bundesliga Frauen · 26.2.2022 · Karlsruhe · Von Stefan Haas

Das Münchener Wochenende zeigte bei allen beteiligten Mannschaften beträchtliche Nachwirkungen: Wir verzeichneten 4 Corona-Fälle in unseren Reihen, Freiburg 3 und Bayern München 3 plus Mannschaftsführer; Forstenried hielt sich mit Zahlen bedeckt. Während wir noch auf die Schnelle unsere letzten Reserven mobilisieren konnten, mussten unsere Gäste zwei Bretter freilassen. An den verbleibenden Brettern hatten sie jedoch eine große nominelle Überlegenheit zwischen 120 und 300 DWZ-Punkten, wodurch sie sogar die klare Favoritenrolle übernahmen.

Karlsruher SF 1853 3 3 SK Freiburg-Zähringen 1887
6 WIM 2044 FRA Anne Moingt + : Bettina Trabert GER 2257 WGM 1
8 2002 GER Julia Scheynin + : Dr. Silvia Paddock SWE 2174 WIM 2
9 1962 POL Anna Juszczak 0 : 1 Barbara Hund SUI 2075 WGM 3
10 2009 GER Dr. Tatiana Rubina 1 : 0 Sarah Hund SUI 2043 4
14 1740 GER Anja Kathrin Landenberger 0 : 1 Gilda Marta Thode SUI 1951 5
15 1740 GER Darja Fischer 0 : 1 Johanna Ehmann GER 1781 7

Es bot sich ein ungewöhnliches Bild im großen Saal des Anne-Frank-Hauses: Gerade mal vier laufende Partien auf über 150 Quadratmetern, wo wir schon Jugendopen mit über 100 Teilnehmern veranstaltet hatten!

Die einzelnen Partien entwickelten sich größtenteils langsam; nur bei Tatiana ging es von Beginn an rund: Sie raubte mutig zwei Bauern am Damenflügel; ihre Gegnerin konterte mit dem Opfer zweier Figuren für einen Turm und drei Bauern, so dass ein ausgeglichenes Materialverhältnis in einer kampfbetonten Stellung entstanden war. Anja war zunächst gut aus der Eröffnung gekommen, überließ ihrer Gegnerin aber zu viel Spiel in der Brettmitte und verlor – obwohl sie eingangs der Zeitnotphase mit 10 zu 3 Minuten im Vorteil war – kurz vor dem schachlichen Zusammenbruch auf Zeit. Darja fand im Mittelspiel nicht die richtigen Felder für ihre Figuren, überzog dann ihre Stellung am Damenflügel, erlaubte der Gegnerin dann auch noch einen Freibauern im Zentrum und konnte sich schließlich nicht mehr verteidigen. Anna hatte gegen die deutsche Schachlegende der 80er Jahre von Beginn an einen
schweren Stand; diese konnte im damenlosen Mittelspiel mit geschlossenem Zentrum ihre positionellen Vorteile zunehmend verdichten, die Stellung öffnen und den Vorteil
des besseren Läufers in Verbindung mit dem entfernten Freibauern konsequent nutzen. Nun hingen alle unsere Hoffnungen an Tatiana. Naturgemäß kam es in diesem offenen
Kampf zu Ungenauigkeiten auf beiden Seiten; die Partie kippte zwischen Ausgleich und leichtem Vorteil hin und her; an einer Stelle ließ sie sogar einen schnellen Sieg aus, bewahrte aber die Nerven und brachte die Partie gegen zahlreiche Dauerschachdrohungen nach über 5 Stunden erschöpft, aber glücklich nach Hause. Angesichts der Ausgangssituation war das 3:3 für uns durchaus ein Erfolg.