1. Frauenbundesliga

SV Weißblau Allianz Leipzig – Karlsruher SF

und Karlsruher SF – SG 1871 Löberitz

Mit leeren Händen aus dem ersten Wochenende zurück

1.FBL · 14.-15.10.2023 · Löberitz · Von Stefan Haas

Die Termingestaltung und die Auslosung war für uns schon sehr unerfreulich; und obwohl wir natürlich froh waren, das obligatorische Heimspielwochenende auf den einzigen Termin gelegt bekommen zu haben, der nicht mit der badischen Verbandsrunde kollidierte, haben wir nun doch das Problem, dass wir die vermeintlich schlagbaren Teams in den weiten Auswärtsspielen treffen sollten, wo wir nicht alle unsere starken Spielerinnen würden aufbieten können, zumal auch die erste Doppelrunde mit der zentralen Endrunde in der Schweiz zusammenfiel. Dann mussten wir auch eine Woche vor dem Spiel Tatiana durch Jana ersetzen – das einzige, was wir schließlich nicht bedauern sollten. Eigentlich war Maria als Ersatz vorgesehen, ich wollte aber die Dritte nicht weiter berauben, doch Maria fiel dann kurzfristig auch noch mit Corona aus.

Nach siebenstündiger Anreise erreichten wir am Freitag, den 13.10. unser Hotel in Brehna, etwa 15 Minuten vom Spiellokal entfernt. Wie sich bald herausstellen sollte, hatten auch die Teams aus Baden-Baden und Leipzig sowie die Schiedsrichterin hier Quartier bezogen – insofern schienen wir bis dahin alles richtig gemacht zu haben.

So gingen wir dann am Samstag optimistisch in das erste Saisonspiel gegen Leipzig, die eine überraschend starke Aufstellung präsentierten: 

  SV Weißblau Allianz Leipzig 2130 : Karlsruher SF 1853 1978
1 WIM Ulrike Rößler 2133 0 : 1 WGM Jessica Schmidt 2202
2 WGM Barbara Jaracz 2181 ½ : ½ WIM Veronika Kiefhaber 2102
3 WFM Katarzyna Dwilewicz 2270 1 : 0 Rebecca Doll 1896
4 WFM Olga Hincu 2124 1 : 0 Nathalie Pellicoro 1906
5 WIM Evelyn Wagenschütz 2125 1 : 0 Julia Scheynin 1915
6 WFM Dr. Anita Just 1945 0 : 1 Jana Basovskiy 1846

 Der Wettkampf verlief für uns zunächst sehr günstig: Jessica konnte schon im 6. Zug einen starken Angriff einleiten, der Dank des ungenauen Spiels ihrer Gegnerin schnell zu einer glatten Gewinnstellung und zum Sieg nach 25 Zügen führte. Veronika hatte mit Schwarz nach der Eröffnung knappen Ausgleich erreicht und konsolidierte ihre Stellung weiter, so dass sie etwa zur gleichen Zeit zum Remis kam: 1½:½. Zu diesem Zeitpunkt hatte Rebecca eine Qualität und Jana (nach offensichtlich geglückter Eröffnungsvorbereitung) einen Bauern mehr, so dass wir optimistisch in die Zukunft schauen konnten. Doch leider fand Rebecca den Gewinnweg nicht, vergab zuerst den Vorteil und brachte dann das eigentlich unnötige Qualitätsrückopfer an der denkbar ungünstigsten Stelle, so dass sie in einem verlorenen Damenendspiel landete und aufgeben musste. Derweil lief Jana zu Höchstform auf; beide Spielerinnen hatten inzwischen ein Paar verbundener Freibauern und die Gegnerin schien mit einem Läufer gegen Janas Springer eigentlich eher im Vorteil zu sein, doch da sie es vermied, ihren letzten Turm zu tauschen, manövrierte Jana den gegnerischen König geschickt in ein Mattnetz und gewann. 2½:1½. Doch leider war zu diesem Zeitpunkt bereits alles zu spät: Nathalie hatte in der Eröffnung einen Bauern geopfert (das eigentlich aussichtsreiche Kasparov-Gambit), fand aber nicht die richtige Aufstellung für ihre Figuren und bekam schließlich Probleme mit dem vorgerückten gegnerischen Freibauern auf der d-Linie, dessen Rückgewinn ihrer Gegnerin in den folgenden Verwicklungen schließlich entscheidenden Vorteil überließ: 2½:2½. Julia stand in einem schwerblütigen Mittelspiel zunächst eigentlich gar nicht schlecht, doch nach einigen Abtäuschen verblieben ihr zwei kaum noch bewegliche Leichtfiguren, und die Schwächung ihres Königsflügels kostete schließlich einen Bauern, wonach sie trotz zähester Gegenwehr nach und nach überwältigt wurde: 2½:3½.

Baden-Baden gewann im Parallelkampf gegen Löberitz locker mit 5½:½

Am Sonntag trafen wir dann auf das Heimteam aus Löberitz, das nach den Wertungs-zahlen ebenfalls deutlich stärker aufgestellt war als wir.

  Karlsruher SF 1853 1978 : SG 1871 Löberitz 2053
1 WGM Jessica Schmidt 2202 0 : 1 WGM Laura Rogule 2252
2 WIM Veronika Kiefhaber 2102 ½ : ½ WGM Ilze Berzina 2160
3 Rebecca Doll 1896 1 : 0 WFM Anna Endress 2071
4 Nathalie Pellicoro 1906 1 : 0 WFM A.S. Ter-Avetisjana 2089
5 Julia Scheynin 1915 1 : 0 WFM Elina Otikova 2073
6 Jana Basovskiy 1846 0 : 1 Rebekka Schuster 1673

Erneut begann der Kampf sehr günstig für uns: Jana stürmte frühzeitig mit den Königsflügelbauern vor, was ihre Gegnerin zu einem riskanten Blockierungszug veranlasste, der ihren Königsflügel gefährlich entblößte. Doch Jana hatte bereits alle Figuren auf den Königsflügel gerichtet und drang gegen die schwache Verteidigung ihrer Gegnerin schnell durch. Auch bei Rebecca lief heute scheinbar alles prächtig: Nach harmloser Eröffnung konnte sie im Mittelspiel einen Bauern gewinnen, doch die Stellung verkomplizierte sich zunehmend. Nach einigen ungenauen Zügen auf beiden Seiten stand das Spiel auf Messers Schneide, doch ihre Gegnerin übersah die sich bietenden taktischen Chancen, stellte dann sogar zweizügig eine Figur ein und musste aufgeben. Veronika hatte nach ausgeglichener Eröffnung plötzlich Oberwasser und sammelte sogar einen Bauern ein; Ihre Gegnerin hielt sich ihrerseits an einem Bauern schadlos, was eigentlich hätte verlieren sollen. Doch leider ging Veronika an dieser einmaligen Chance vorbei, und die Partie endete wenig später Remis: 2½:½. Nathalie hatte in der Eröffnung eine Qualität hergeben müssen, konnte dafür aber den gegnerischen König in der Mitte festnageln. Leider fand sie nun mehrfach die richtige Fortsetzung nicht, wonach ihre Gegnerin sich konsolidieren und den Materialvorteil verwerten konnte. Jessica hatte in der Eröffnung etwas Initiative am Damenflügel, wo sich schließlich auch die Stellung öffnete. Zwar gewann bald sie eine Qualität, doch ihre Gegnerin opferte nun eine zweite Qualität. Leider traute sich Jessica nun nicht, den Turm zu nehmen – ihre Gegnerin hätte danach höchstens Ausgleich gehabt; mit einem Turm gegen zwei Springer geriet sie dann allerdings mehr und mehr in Nachteil und konnte die Stellung schließlich nicht mehr zusammenhalten. Noch ärgerlicher verlief Julias Partie: Nach äußerst zähflüssigem Verlauf und langwierigem Hin-und-Hergeziehe konnte sie im 36. Zug ein Remis durch dreifache Stellungswiederholung reklamieren, entschied sich jedoch zum Weiterspielen und zog schließlich den Kürzeren: 2½:3½.

Baden-Baden gewann den Parallelkampf gegen Leipzig erneut problemlos mit 6:0.

Wir kehrten also mit leeren Händen aus Löberitz zurück, was unsere Chancen auf Klassenerhalt nun deutlich verringert hat. Es müsste im weiteren Saisonverlauf schon alles optimal ausgehen, wenn es am Ende noch reichen soll. Dabei hatten wir in beiden Kämpfen gute Chancen auf einen doppelten Punktgewinn gehabt. Es tröstet mich etwas, dass unsere Spielerinnen in beiden Begegnungen sehr mutig gespielt und offensiv ihre Chancen gesucht haben. Es kann ja nicht immer alles schiefgehen, und wir dürfen die Hoffnung noch nicht aufgeben.