1. Frauenbundesliga

Karlsruher SF – Rodewischer Schachmiezen

und

SC Bad Königshofen – Karlsruher SF

Kein Glück in Baden-Baden

1.FBL · 9.-10.12.2023 · Baden-Baden · © Stefan Haas

Nach der so ungünstig verlaufenen ersten Doppelrunde in Löberitz war klar, dass uns nur noch ein Wunder retten kann – genauer gesagt: Auch gegen die besseren Teams müssen nun Punkte her. Allerdings hatten wir in den letzten beiden Spielzeiten, seit der Berichterstatter das Team begleitet, gegen Rodewisch 2018/19 mit 1½:4½ sowie 2019/21 sogar mit 0:6 verloren, während wir gegen Bad Königshofen zweimal mit ½:5½ unterlegen waren. Erfreulicherweise waren an diesem Wochenende auch Lena und Gundula wieder dabei, sodass wir uns gewisse Hoffnungen machten…

  Karlsruher SF 1853 2099 : Rodewischer Schachmiezen 2238
1 FM Lena Georgescu 2298  ½ :  ½ IM Stavroula Tsolakidou 2415
2 WGM Jessica Schmidt 2179  1 :  0 WGM Fiona Sieber 2294
3 WIM Dr. Gundula Heinatz 2130  0 :  1 WGM Regina Th.-Pokorna 2279
4 WIM Veronika Kiefhaber 2054  ½ :  ½ WIM Maria Schöne 2170
5 Rebecca Doll 1970  ½ :  ½ WIM Martina Korenova 2148
6 Julia Scheynin 1961  0 :  1 WIM Magdalena Miturova 2123

Der Kampf begann vor allem an den Schwarzbrettern äußerst schwierig: Lena stand von Beginn an sehr gedrückt, schien aber alles im Griff zu haben. Gundula vergriff sich am d4-Bauern und geriet unter Druck, doch nach ein paar ungenauen Zügen auf beiden Seiten kam sie zu Ausgleich. Rebecca sah sich früh einem Königsangriff ausgesetzt und musste einen Bauern geben, konnte aber bald ihre Stellung stabilisieren. An den Weißbrettern hatte Julia einen geschlossenen Spanier auf dem Brett, der recht ausgeglichen aussah. Veronika spielte gegen Königsindisch, und es war abzusehen, dass ein schwarzer Angriff am Königsflügel folgen würde – diese Partie machte mir die meisten Sorgen. Bei Jessica war die Eröffnung ausgeglichen verlaufen, doch ihre Gegnerin erlaubte sich bald mehrere Schnitzer, so dass die Engine nach anderthalb Stunden fröhlich +5,78 meldeten. Doch war die Partie noch lange nicht entschieden…

Alle Partien gingen bis über die erste Zeitkontrolle. Julia wurde zunehmend zurückgedrängt und verlor zwei Bauern; in der Zeitnotphase versuchte sie, einen Mattangriff aufzuziehen – Damentausch und Rückgewinn eines Bauern hätte vielleicht bessere Rettungsaussichten ergeben – und stand plötzlich selbst vor dem Matt. Derweil hatte Gundula den Abtausch ihres Läufers gegen den gegnerischen Springer unterlassen (die beiden waren sich nach dem Spiel einig, dass der Tausch ein sicheres Remis ergeben hätte) und hoffte, so auf Gewinn spielen zu können, doch ihr Läufer schaute nur ins Leere und konnte nichts angreifen – so war das Endspiel nicht mehr zu retten. Derweil hatte Rebecca trotz Minusbauern ausgeglichen und sogar etwas Gegenspiel erhalten, so dass sie nicht mehr verlieren sollte. Veronika hatte inzwischen kühn den Angriffsversuch ihrer Gegnerin mit dem Gegenstoß g2-g4 gestoppt, und während sich die beiden Gegnerinnen wild und manchmal ungenau beharkten, schwankte die Stellungsbewertung hin und her. Schließlich hatte Veronika sogar einen Mehrbauern, doch mit den ungleichfarbigen Läufern auf Gewinn zu spielen, wäre wegen schwarzen Felderschwächen in ihrem Lager ein großes Risiko gewesen – so gaben die beiden sich mit einem Remis zufrieden. Lena hatte inzwischen alles abgetauscht und sich im Bauernendspiel Patt setzen lassen. Jessica hatte ihren Vorteil weiter verdichtet und setzte ihre Gegnerin, welche partout nicht aufgeben wollte, auf offenem Felde matt. Danach endete auch Rebeccas Partie mit dem unvermeidlichen Remis.

Wir hatten durch diese 2½:3½-Niederlage zwar unseren Erwartungswert von 1,86 übertroffen, mussten uns aber eingestehen, dass wir ein mögliches 3:3 verpasst hatten.

Baden-Baden gewann im Parallelkampf gegen Bad Königshofen äußerst glücklich mit 3½:2½, als Elisabeth Pähtz eine verlorengeglaubte Stellung noch drehen konnte.

Das bedeutete auch, dass es am Sonntag zu einem „Abstiegskampf“ kommen sollte, da Bad Königshofen und wir in der Tabelle nun die Plätze 10 und 11 einnahmen:

  SC 1957 Bad Königshofen 2268 : Karlsruher SF 1853 2064
1 FM Jana Schneider 2302  ½ :  ½ FM Lena Georgescu 2298
2 IM Aleks. Maltsevskaya 2417  ½ :  ½ WGM Jessica Schmidt 2179
3 IM Anastasia Savina 2361  ½ :  ½ WIM Dr. Gundula Heinatz 2130
4 WGM Tatjana Melamed 2329  1 :  0 Rebecca Doll 1970
5 WFM Mariia Manko 2128  1 :  0 Julia Scheynin 1961
6 WFM Marianna Grineva 2072  1 :  0 Maria Grining 1848

Zum Sonntagsspiel war Maria für Veronika eingesprungen; sie hatte sich am Abend zwar noch gut vorbereitet, wurde jedoch in der Eröffnung überrascht und geriet bald in Schwierigkeiten. Die Partie verlief dann recht einseitig und endete mit einer Null.

Julia stand nach der Eröffnung recht aussichtsreich und stürmte wild am Königsflügel los. Als es dort nicht weiterging, öffnete sie das Zentrum und drang mit einem Turm auf der siebten Reihe ein, lief aber in einen Konter mit Mattangriff und verlor schnell.

Jessica hatte sich auf Lenas Anraten in eine ihr eher unbekannte Eröffnung gewagt, die Vorbereitung funktionierte aber recht gut, doch sie musste dabei den Königsflügel öffnen und stand eher kritisch; als die gegnerische Dame sich ein wenig verlief, bekam Jessica sogar Angriffsmöglichkeiten, nutzte aber gegen eine sehr starke Gegnerin die erste Gelegenheit zum Remis durch Zugwiederholung. Mit 1½ Punkten aus 2 Partien sowie einer Performance von über 2500 war sie unsere Heldin des Wochenendes.

Lenas Gegnerin blockierte frühzeitig das Spiel und tauschte einiges ab, so dass ein Endspiel mit je zwei Türmen sowie ungleichfarbigen Läufern entstand. Lena hatte hier zwar einen optischen Vorteil, doch die Drohung der Gegnerin, den Königsflügel gewaltsamen zu öffnen, führte auch hier zum Remis durch Zugwiederholung.

Inzwischen hatte Gundula ihre Gegnerin klar überspielt, in ein Endspiel mit je einem Turm und ungleichfarbigen Läufern abgewickelt und dabei zwei Bauern gewonnen – eine offensichtliche Gewinnstellung. Wir rechneten nun mit einem Ehrentreffer und einem weiteren 2½:3½, doch die Partie entglitt ihr am Ende leider noch zum Remis. Mit zwei ausgelassenen halben Zählern war Gundula unser Pechvogel des Wochenendes – wirklich schade bei ihrer eigentlich guten Leistung.

Auch Rebeccas Partie verlief äußerst dramatisch: Nach ausgeglichener Eröffnung war sie durch eine falsche Abwicklung bei der Öffnung des Zentrums in Nachteil geraten. Dann kam es hier erneut zu einem Endspiel mit je einem Turm und ungleichfarbigen Läufern auf dem Brett, in dem die Gegnerin zunächst ihren Raumvorteil deutlich ausbauen und einen Bauern erobern konnte. Doch mit der Zeit konnte Rebecca sich befreien und die Stellung völlig blockieren. Als es schon nach einem unvermeidbaren Remis aussah, strauchelte Rebecca und musste sich am Ende doch geschlagen geben.

So waren uns in der letzten halben Stunde noch zwei halbe Zähler entschlüpft, wonach die 1½:4½-Niederlage allerdings durchaus dem Erwartungswert entsprach.

Baden-Baden gewann das Parallelspiel erneut glücklich mit 3½:2½; lange roch es nach einem 3:3, doch Josefine Heinemann gewann noch eine totremis aussehende Partie.

Damit haben wir uns auf dem vorletzten Tabellenplatz festgesetzt; hinter uns liegt nur noch Kiel – wie wir ohne Mannschaftspunkt, doch mit deutlich weniger Brettpunkten. Am 20.1.2024 kommt es dann in Harksheide zum absoluten Kellerduell…