Saison 2018/19

Endrunde in Berlin

Karlsruher SF – OSG Baden-Baden, Karlsruher SF – Schwäbisch Hall und SF Deizisau – Karlsruher SF

1.Bundesliga Frauen · 1.-3.3.2019 · 9. – 11. Runde, Berlin · Von Stefan Haas

Nachdem wir während der Saison oft mit Aufstellungsproblemen gekämpft hatten, war es uns gelungen, die bestmögliche Zusammensetzung unserer Mannschaft nach Berlin zu bringen, d.h. die Ranglistennummern 2 bis 7. Ebenso dabei waren Julia, die als Non-playing Captain zusah, unser 1. Vorsitzender Christoph sowie Anja und der Berichterstatter. Jessica hatte ihre beiden Töchter mitgebracht, Annmarie wurde von ihrer Mutter und Veronika von ihrem Freund Andreas begleitet. Neben den schachbezogenen Aktivitäten standen natürlich auch Sightseeing und Kultur (Musical- und Konzertbesuche) auf dem Programm einzelner Beteiligter; Christoph nahm an zwei Tagen an der Bundesvereinskonferenz teil. Kurz vor Beginn der ersten Partie am Freitagnachmittag trafen wir uns noch zu einem Mannschaftsfoto, dann konnte es losgehen. Mit Baden-Baden hatten wir den ersten schweren Brocken zu bekämpfen.

Nach drei Stunden unterlag Lena. Sie hatte in einem Cozio-Spanier die typische Bauernstruktur der Abtausch-Variante auf dem Brett und es sah lange ausgeglichen aus, doch nach zahlreichen Abtäuschen machte sich die gegnerische Bauernmehrheit auf dem Königsflügel bemerkbar. Bei der ELO-Differenz und mit Schwarz keine Schande… Kurz vor der Zeitkontrolle unterlag auch Annmarie, die sehr lange eine gute Stellung besessen hatte, und dann auch noch Veronika, bei der wir uns – wie immer, wenn sie einen c3-Sizilianer spielt – eigentlich nie Sorgen gemacht hatten.

Beim Stand von 0:3 war die Niederlage so gut wie besiegelt; wir hatten zu diesem Zeitpunkt noch zwei gute Stellungen und eine, die nur knappen Ausgleich versprach. Auf Gundula hatten wir zwischenzeitlich große Hoffnungen gesetzt; sie verfügte lange über einen Mehrbauern, der bei dem reduzierten Material aber nicht zum Sieg reichte. Besser lief es bei Manuela. Sie setzte ihre Gegnerin unter Druck, opferte eine Figur und kämpfte schließlich mit Turm und zwei Bauern gegen zwei Leichtfiguren und setzte sich schließlich in einer äußerst spannenden Partie durch. Jessica konnte ihre Stellung zusammenhalten und sich in das erhoffte Remis retten.  So hatten wir am Ende trotz guten Spiels mit 2:4 verloren.

  Karlsruher SF 2191 : OSG Baden-Baden 2356
1 Georgescu, Lena 2197 0 : 1 Kosteniuk, Alexandra 2553
2 Mütsch, Annmarie 2239 0 : 1 Stefanova, Antoaneta 2492
3 Schmidt, Jessica 2253 1/2 : 1/2 Kakhiani-Gersinska, Ketino 2283
4 Dr. Heinatz, Gundula 2159 1/2 : 1/2 Arakhamia-Grant, Ketevan 2318
5 Mader, Manuela 2180 1 : 0 Tammert, Iamze 2270
6 Kiefhaber, Veronika 2115 0 : 1 Heinemann, Josefine 2221

Die Stimmung blieb jedoch sehr gut; immerhin hatten wir uns gut verkauft und sogar Chancen auf einen Mannschaftspunkt gehabt. Der größte Teil der Mannschaft und der mitreisenden Begleiter traf sich nach dem Spiel zum gemeinsamen Abendessen in der Hotelbar. Es wurde hin- und hergerechnet, Chancen und Möglichkeiten abgewogen.

Am Samstag war für unser Team wohl definitiv der schwerste Tag des Wochenendes. Unsere Gegnerinnen waren mit einem 2440er Schnitt angetreten; unsere Chancen waren daher sehr bescheiden und wir waren gewillt, jeden einzelnen halben Punkt zu feiern; vor allem aber hofften wir auf die Schützenhilfe von Bayern München gegen TuRa Harksheide. Die Partien begannen recht vorsichtig und nach zwei Stunden sah es noch überwiegend ausgeglichen aus; nur bei Jessica begann die Stellung etwas luftig zu werden, dafür hatte Gundula auch heute erst einen Mehrbauern, dann zwei Figuren für einen Turm. Zu Beginn der Zeitnotphase liefen immerhin noch alle Partien; doch dann begann der Wettkampf zu kippen: Manuela musste eine Qualität geben, Jessica geriet in ein ungünstiges Turmendspiel zuerst mit 3 gegen 4 Bauern (bei fehlendem f-Bauern), dann mit 2 gegen 3 Bauern. So klappten schließlich nacheinander nicht nur die kritischen, sondern auch die haltbar aussehenden Stellungen auseinander.

Veronika kämpfte am längsten. Erneut in einem c3-Sizilianer hatte sie irgendwann ein völlig ausgeglichenes Endspiel mit beiderseits je einem Springer, ungleichfarbigen Läufern und vier Bauern, bei dem wir felsenfest mit einem klaren Remis rechneten. Doch auch hier wurde der gegnerische Druck immer stärker und entschied diese Partie.

  Karlsruher SF 2191 : 6 SK Schwäbisch Hall 2441 
1 Georgescu, Lena 2197 0 : 1 Javakhishvili, Lala 2449
2 Mütsch, Annmarie 2239 0 : 1 Cornette, Deimante 2460
3 Schmidt, Jessica 2253 0 : 1 Kashlinskaya, Alina 2487
4 Dr. Heinatz, Gundula 2159 0 : 1 Atalik, Ekaterina 2450
5 Mader, Manuela 2180 0 : 1 Bulmage, Irina 2418
6 Kiefhaber, Veronika 2115 0 : 1 Rapport, Jovana 2360

Zu allem Überfluss wurde es auch mit der Münchener Schützenhilfe nichts: Zwar waren sie mit 1:0 in Führung gegangen und hatten uns einige Hoffnungen gemacht, doch am Ende verloren sie mit 2:4. Dadurch wurde klar, dass wir am Schlusstag gegen Deizisau unbedingt gewinnen mussten, um den Klassenerhalt zu schaffen.

Überhaupt stand das Team von Deizisau an diesem Wochenende unter aufmerksamer Beobachtung – nicht nur von unserer Seite. Immerhin werden sie wie Baden-Baden von Grenke-Leasing gesponsort. Gegen den Hauptkonkurrenten der Baden-Badener, nämlich Schwäbisch Hall, trat Deizisau am Freitagnachmittag mit Elisabeth Pähtz am Spitzenbrett an – sicher in der Absicht, etwas Schützenhilfe zu leisten, was aber nicht klappte. Am Samstag gegen Baden-Baden, im Duell der beiden Grenke-Teams, kam Elisabeth Pähtz dagegen nicht zum Einsatz, dennoch endete das Match mit einem ebenso überraschenden wie unerwarteten 3:3.Wie würden sie also gegen uns antreten?

Tatsächlich traten Sie gegen uns nochmal etwas schwächer an als gegen Baden-Baden, und zudem erneut ohne Elisabeth Pähtz. Diesmal begannen alle Partien mit viel Druck von unserer Seite. Allen Spielerinnen war anzumerken, um wie viel es ging und dass sie alles zu geben bereit waren. Dabei kam es insbesondere auf die letzten beiden Brettern an, wo wir nach den Wertungszahlen gleichauf lagen.

Nach zwei Stunden lag an fast allen Brettern die Initiative auf unserer Seite. Jessica hatte ein druckvolles Damengambit auf dem Brett, Annmarie und Veronika setzten auf Konterchancen im Königsinder. Nach knapp drei Stunden kam Lena zu einem Remis; sie hatte ihre Stellung stets ausgeglichen gestalten können. Aber es kam noch besser: Manuela, die uns mit ihrem Zeitverbrauch (nach rund 20 Zügen hatte sie nur noch 17 gegen 49 Minuten zuzüglich der noch kommenden Zeitboni) Sorgen gemacht hatte, siegte in einer Partie mit einem turbulenten Gemetzel in der Zeitnotphase, das ihr eine Qualität einbrachte. Dafür musste Annmarie aufgeben. Doch zu diesem Zeitpunkt sah es noch immer gut aus. Aber es sollte nicht sein: Gundula, die zwischenzeitlich eine gute Stellung besaß, hatte zwei Figuren gegen einen Turm geben müssen und konnte ihre Stellung schließlich nicht mehr zusammenhalten. Veronika hatte inzwischen einen Mehrbauern und die aktiveren Figuren auf der Habenseite; ihre Gegnerin versuchte nun die Partie durch ein Figurenopfer für zwei Bauern zu verkomplizieren, doch Veronika behielt die Nerven und sammelte den Punkt ein. Jessica kämpfte am längsten. Ihr Doppelturmendspiel, das wir zwischenzeitlich als einigermaßen chancenreich eingestuft hatten, erwies sich als so kompliziert, dass die Umstehenden immer wieder hin-und-hergerissen waren und sich ihre Stellungseinschätzungen wiederholt änderten. Am Ende wurde es aber nur ein Remis und wir hatten somit ein 3:3 erreicht.

  SF Deizisau 2245  3 :  3 Karlsruher SF 2191
1 Naiditsch, Yulia 2412 1/2 : 1/2 Georgescu, Lena 2197
2 Schleyning, Zoya 2327 1 : 0 Mütsch, Annmarie 2239
3 Klek, Hanna Marie 2267 1/2 : 1/2 Schmidt, Jessica 2253
4 Misanovic, Vesna 2227 1 : 0 Dr. Heinatz, Gundula 2159
5 Jelica, Mara 2117 0 : 1 Mader, Manuela 2180
6 Straub, Natalia 2117 0 : 1 Kiefhaber, Veronika 2115

Mitten in der Saison wären wir über dieses Ergebnis gegen eine starke Mannschaft hocherfreut gewesen, heute dagegen tieftraurig, weil wir damit als Tabellenzehnter abgestiegen sind. Aber wir kommen wieder!

An dieser Stelle wollen wir einen Blick auf das (offizielle) Rahmenprogramm werfen. Der frühere deutsche WM-Kandidat Dr. Hübner hatte am Freitagabend ein Simultan gegen 25 Gegner gegeben; am Samstag hielt er einen Vortrag über seine Kandidatenkämpfe. Christoph hatte in dem kleinen und zu Beginn restlos überfüllten Saal einen der begehrten Plätze ergattert, hielt auch (wie etwa die Hälfte der anderen Zuschauer) bis zum Ende durch und zeigte sich nachher eher enttäuscht. Daneben fanden zahlreiche Schachevents statt: Ein offenes Jugendschnellturnier U25, Kämpfe der Jugendbundesliga U20 der Gruppe Nord-Ost und der Berliner Feierabendliga sowie ein stark besetztes Hochschulturnier. Bei dieser Gelegenheit trafen wir auch Paula Wiesner wieder, die seit knapp zwei Jahren in Berlin studiert. Sie spielte bei der Jugendbundesliga U20 und beim Hochschulturnier, wo sie mit 4 / 7 auf den 14. Platz unter 44 Teilnehmern kam. Sie war dabei die beste weibliche Teilnehmerin im Turnier, wofür es aber leider keinen Sonderpreis gab.

Höhepunkt war das 2. Emanuel-Lasker-Blitzturnier mit knapp 300 Teilnehmern. Hier waren acht Doppelrunden (man hatte gegen jeden Gegner eine Weiß- und eine Schwarzpartie zu spielen) mit einer Bedenkzeit von 3 Minuten zuzüglich 2 Sekunden pro Zug zu absolvieren. Wir waren dabei durch Manuela Mader, Annmarie Mütsch, Julia Scheynin sowie den Berichterstatter vertreten. Dieser hatte in der zweiten Doppelrunde das Vergnügen, gegen GM Fabiano Caruana anzutreten und verlor seine beiden Partien zwar schnell, aber nicht ohne große Chancen.

Platz Em.-Lasker-Blitz: ELO Verein + = Pkt. Bu. Niv.
1. GM Fabiano Caruana 2806 OSG Baden-B. 14 0 2 14,0 159,5 2394
2. GM Falko Bindrich 2549 DJK Aachen 13 0 3 13,0 158,5 2336
3. GM Pawel Jaracz 2534 SG Trier 12 2 2 13,0 152,5 2367
4. GM Igor Kovalenko 2663 SC Viernheim 12 2 2 13,0 151,0 2205
5. GM Stelios Halkias 2575 (Giechenland) 12 1 3 12,5 158,5 2350
6. GM Miguel Munoz 2607 (Spanien) 12 1 3 12,5 154,5 2367
7. GM Loek van Wely 2587 SG Solingen 12 1 3 12,5 153,0 2380
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10. GM Roland Schmaltz 2451 OSG Baden-B. 12 0 4 12,0 155,0 2418
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58. Stefan Haas 2241 Karlsruher SF   7 6 3 10,0 133,0 2144
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93. WIM Annmarie Mütsch 2135 KSF / Viernheim   8 2 6   9,0 135,5 2129
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107. WIM Manuela Mader 2163 KSF / Ettlingen   8 2 6   9,0 122,5 2005
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233. Julia Scheynin 2030 Karlsruher SF   5 2 9   6,0 117,0 1723

 

 

 

 

Während des Wochenendes war die folgende Chronologie entstanden, die ich der Vollständigkeit halber stehen lasse:

Freitag:

14.37 Uhr: Nachdem der größte Teil unserer Delegation schon gestern angereist war, sind heute die letzten angekommen. Um 14 Uhr war Mannschaftsführersitzung; die Paarungen der 9. Runde sind inzwischen veröffentlicht und die Spielerinnnen bei ihren letzten Vorbereitungen auf ihren Zimmern. noch 83 Minuten bis zum Start; die Spannung steigt.

17.10 Uhr: Wir haben uns kurz vor dem Spiel noch zu einem Mannschaftsfoto mit allen Begleitern und Fans getroffen. Inzwischen sind 70 Minuten gespielt. Alle Partien sehen noch ziemlich ausgeglichen aus. Veronika hat einen c3-Sizilianer auf dem Brett – da muss man sich ja eigentlich keine Sorgen machen. Lena, die mit Schwarz das schwerste Los gezogen hat, ist aus einem Cozio-Spanier in ein Mittelspiel gelangt, dass der Abtauschvariante ähnelt. Sieht total ausgeglichen aus, aber mit der weißen Bauernmehrheit am Königsflügel weiß man ja nie. Die übrigen Partien tragen ein schwerblütiges Gepräge.

18.45: Noch steht’s 0:0. Veronika hat inzwischen einen Doppelbauern f2/f3, aber es ist schwer zu sagen, ob das ein Problem ist. Bei Lena ist das bereits erwähnte “böse Endspiel” mit (weißem) Springer gegen Läufer und noch je einem Turm entstanden. Dafür gefällt uns Gundulas Stellung inzwischen sehr gut – wäre super, wenn da eine Überraschung drin wäre. Bei den übrigen Stellungen glaube ich immer noch an gleiche Chancen.

19.50: Die Zeitkontrolle ist rum, die Reihen haben sich etwas gelichtet. Lena ist nach gut 3 Stunden dem Druck im Endspiel erlegen – bei dieser ELO-Differenz keine Schande! Kurz vor der Zeitkontrolle verlor dann auch Anmarie, die lange eine sehr gute Stellung gehabt hatte, und dann auch Veronika. Gundula hat einen Mehrbauern in einem stark reduzierten Endspiel, Manuela kämpft mit 2 Türmen und 2 Bauern gegen Läufer und Springer. Jessi hat ein knapp gleichstehendes Endspiel. Damit ist ein Mannschaftspunkt leider eher unwahrscheinlich geworden, aber wir haben bis jetzt einen großen und spannenden Kampf beobachten können!

21:00 Uhr. Der Kampf ist zu Ende. Bei Gundula hat es nur zum Remis gereicht; Jessica konnte ihre Stellung zusammenhalten und ebenfalls remisieren, und Manuela hat nach großem Kampf eine spannende Partie gewonnen. Wenn man auf die Partien zurückschaut, so muss man feststellen, dass unser Team – als reine Amateure – eine sehr gute Leistung geboten und mitreißend gekämpft hat

Samstag:

14.00 Uhr: Die Mannschaftsleitung hat sich etwas Zeit gelassen und den Vormittag auf der Museumsinsel verbracht; nach einer Spielstunde nehmen wir einen ersten Rundblick über die Stellungen. Noch ist nichts Entscheidendes passiert; aber heute ist definitiv der schwerste Tag des Wochenendes. Die Gegnerinnen sind mit einem 2440er Schnitt angetreten. Aber die Eröffnungen haben wir zunächst mal gut überstanden.

Gleichzeitig beginnt der Vortrag von Dr. Hübner über seine Kandidatenkämpfe in den 70er und 80er; Christoph hat einen der begehrten Plätze in dem vollständig überfüllten Saal ergattert und wird uns hoffentlich anschließend einige Schwänke daraus erzählen können…

15.10: Noch immer sieht es aus, als ob wir heute auf Augenhöhe spielen. Die Stellungen sind heute etwas offener als gestern. Jessica hat ein schwieriges Endspiel (entstanden aus einer Art Altinder mit frühem Öffenen der D-Line nebst Damentausch) zu verteidigen; hier ist jetzt auch die b-Linie offen und die weißen Figuren haben etwas mehr Raum und Spiel. Dafür hat Gundula auch heute wieder einen Mehrbauern.

16.15: Die Zeitnotphase beginnt. Noch laufen alle Partien. Doch Manuela musste eine Qualität geben, um den Druck der gegnerischen Bauern am Königsflügel zu brechen. Jessica hat ein Turmendspiel 3 gegen 4 (mit fehlendem f-Bauern) bzw. jetzt 2 gegen 3 zu verteidigen. Dafür hat Gundula jetzt 2 Leichtfiguren gegen Turm und Bauer und ihre Leichtifguren stehen sehr aktiv. Veronika hat ein Leichtfigurenendspiel mit Springer und ungleichfarbigen Läufern, das ziemlich sicher remis ist. Wir werden heute wohl jeden halben Punkt feiern, aber noch wichtiger ist das Parallelspiel TuRa gegen Bayern, wo wir auf Münchner Schützenhilfe hoffen. Und die sind gerade 1:0 in Führung gegangen…

17.25: Leider hat sich inzwischen alles zum Schlechten gewendet. Nicht nur liegt inzwischen Bayern mit 1:4 zurück, sondern wir sogar mit 0:5. Nicht nur die kritischen, sondern auch die haltbar aussehenden Stellungen klappten nacheinander auseinander, sogar bei Gundula gingen zuerst die beiden Leichtfiguen wieder für den Turm weg und dann lief sie auch noch in ein einzügiges Matt. Momentan kämpft nur noch Veronika ums Überleben, aber sie hat auch schon einen Bauern weniger.

Um 18.00 Uhr begann das 2. Emanuel-Lasker-Blitzturnier mit 8 Doppelrunden à 3 Minuten + 2 Sekunden pro Zug; von uns waren Annmarie, Manuela, Julia und der Berichterstatter dabei. Das Turnier gewann erwartungsgemäß Fabiano Caruana – er hatte jedoch in der zweiten Runde etwas Glück, da er gegen den Berichterstatter zweimal am Rande einer Niederlage stand, dann aber doch glücklich die Oberhand behielt… Hier ein Auszug der Schlussrangliste:

1. Fabiano Caruana (14); 2. Falko Bindrich (13); 3. Pawel Jaracz (13); 4.Igor Kowalenko (13);

58. Stefan Haas (10); 93. Annmarie Mütsch (9); 107. Manuela Mader (9); 233. Julia Scheynin (6).

Kurz vor Ende des Blitzturniers erfuhren wir dann, dass Veronika ihre Partie auch nicht mehr retten konnte. Schlimmer noch: Durch die Siege von TuRa Harksheide gegen Bayern München und Hofheim gegen Panko sind wir auf den 10. Platz abgerutscht und benötigen nun einen Sieg gegen Deizisau, um den Klassenerhalt noch zu schaffen.

Sonntag:

10.40: Heute startet die Runde schon früh… um 10 Uhr. Das Leitungsteam ist gerade vom Besuch der Reichstagskuppel zurückgekehrt und wirft einen ersten Blick auf die Stellungen. Die Eröffnungen sind gerade absolviert; im Moment gibt nichts Anlass zur Sorge. Deizisau ist heute sogar nochmals minimal schwächer aufgestellt als am Vortag, wo sie jedoch überraschend ein 3:3 gegen Baden-Baden holten. Vielleicht haben wir eine Chance; wir brauchen aber einen Sieg.

12.15: Im Moment sieht es ganz gut aus; es scheint, als ob alle heute gewinnen wollen. Wir haben an den meisten Brettern die Initiative. Gundula hat ein vorübergehendes Qualitätsopfer gebracht und den gegnerischen Damenflügel zersplittert. Annmarie und Veronika suchen ihre Chancen im Königsinder, Jessica hat eine Druckstellung im Damengambit aufgebaut. Sorgen macht momentan höchstens Manuelas Uhr (17 min. gegen 49 min.).

13.50: Die Zeitkontrolle ist geschafft. Lena konnte ihre Partie immer ausgeglichen gestalten und kam zum Remis. Manuela siegte in einer Partie mit einem turbulenten Gemetzel in der Zeitnotphase, das ihr eine Qualität einbrachte. Dafür musste leider Annmarie aufgeben. Veronika hat eine gute Stellung mit Mehrbauern und aktiven Figuren. Jessica hat ein interessantes Doppelturmendspiel, das noch gewisse Chancen bietet. Dafür ist Gundula mit einem Turm gegen zwei Leichtfiguren im Nachteil. Insgesamt bestehen also noch Hoffnungen, dass es reichen könnte.

15.00 Uhr: Der Kampf ist zu Ende. Gundula hatte ihre Stellung nicht halten können. Veronikas Gegnerin hatte inzwischen die Stellung durch ein Figurenopfer für 2 Bauern extrem verkompliziert, doch Veronika behielt die Nerven und sammelte den Punkt ein. Jessica kämpfte am längsten. Ihr Doppelturmendspiel war so kompliziert, dass die Umstehenden hin-und-hergerissen waren und ihre Stellungseinschätzungen sich wiederholt änderten. Am Ende wurde es Remis und somit ein 3:3. Mitten in der Saison wären wir über dieses Ergebnis gegen eine starke Mannschaft hocherfreut gewesen, heute dagegen tieftraurig, weil wir damit als Tabellenzehnter abgestiegen sind. Aber wir kommen wieder!

Zwei Mannschaftspunkte halten unsere Hoffnungen am Leben

Rodewischer Schachmiezen – Karlsruher SF und Karlsruher SF – FC Bayern München

Bundesliga Frauen · 9./10.2.2019 · 7. + 8. Runde, Rodewisch · Von Stefan Haas

Die Samstagspartie gegen die Gastgeberinnen verlief ergebnismäßig im Rahmen des aufgrund der ELO-Differenzen erwartbaren Ausgangs.

  Rodewischer Schachm. 2274 4½ : 1½ Karlsruher SF 1853 2145
1 Tsolakidou, Stavroula 2397 1 : 0 Georgescu, Lena 2199
2 Lubbe, Melanie 2298 ½ : ½ Mütsch, Annmarie 2239
3 Movsesjan, Julia 2312 ½ : ½ Schmidt, Jessica 2253
4 Stockova, Zuzana 2306 1 : 0 Mader, Manuela 2180
5 Korenova, Martina 2128 1 : 0 Dr. Rubina, Tatiana 2000
6 Kanakova, Natalie 2203 ½ : ½ Scheynin, Julia 1999

Jessi hatte nach ruhigem Eröffnungsverlauf gewisse Aussichten durch einen Freibauern auf der b-Linie erhalten, doch ihre Gegnerin nutzte nach knapp drei Stunden die erstbeste Gelegenheit, durch Zugwiederholung das Remis zu forcieren,

Zu diesem Zeitpunkt sah es bei uns an den hinteren Brettern schon schwierig aus; insbesondere bei Julia drohte ein vernichtender Opfereinschlag auf f7, der bei der bestmöglichen Verteidigung, welche Julia allerdings schon gesehen hatte, nur einen Mehrbauern eingebracht hätte. Es kam aber anders – ihre Gegnerin wollte mehr, doch Julia konnte durch einen beherzten Gegenangriff am Damenflügel die Abwicklung ins Endspiel erzwingen. Kurz vor der Zeitkontrolle gingen aber zwei andere Partien verloren: Manuela hatte zwar einen Mehrbauern erobert, geriet jedoch mit zwei Springern gegen zwei Läufer unter Druck und zudem stand ihre Dame exponiert – so brach die Stellung irgendwann zusammen. Noch ärgerlicher war es bei Tatiana, die im frühen Mittelspiel eine gewinnbringende Kombination ausgelassen hatte und schließlich an ihrem geschwächten Königsflügel zugrunde ging. Lena hatte in einem Sizilianer mit Rochaden auf entgegengesetzten Seiten mutig ihre Königsflügelbauern nach vorne gejagt, es wollte sich aber kein durchschlagender Angriff ergeben. Im Endspiel erwiesen sich dann die vorgeschobenen Bauern als un-heilbare Schwäche; und so ging auch diese Partie verloren. Derweil kämpften Annmarie und Julia um maximale Ergebniskosmetik; beide hatten inzwischen optisch gutaussehende Endspiele auf dem Brett, doch am Ende gelang es ihren Gegnerinnen, alle Gefahren abzuwenden und sich ins Remis zu retten. Auch wenn das Ergebnis am Ende noch einigermaßen deutlich aussieht, so hatten wir heute doch dicht an (mindestens) einem erhofften Mannschaftspunkt geschnüffelt und dabei – hoffentlich – nach den letzten, unglückliche verlaufenen Runden auch wieder etwas Selbstbewusstsein getankt.

Für die Sonntagspartie hatten wir uns mehr vorgenommen und waren zudem durch einen kampflosen Sieg gleich von Beginn an in Führung gegangen.

  Karlsruher SF 1853 2145 5 : 1 FC Bayern München 1997
1 Georgescu, Lena 2199 1 : 0 Santeramo, Alessia 2030
2 Mütsch, Annmarie 2239 + / Dr. Giss, Helene 2032
3 Schmidt, Jessica 2253 ½ : ½ Mayrhuber, Nikola 2001
4 Mader, Manuela 2180 ½ : ½ Dirmeier, Carolin 1926
5 Dr. Rubina, Tatiana 2000 1 : 0 Schenk, Stefanie 2011
6 Scheynin, Julia 1999 1 : 0 Ankerst, Milka 1981

Nach 2½ Stunden  Spielzeit konnte dann Julia die Führung ausbauen. Sie inszenierte in einem geschlossenen Sizilianer einfach einen typischen Königsangriff und tankte sich mit einem Turmopfer durch. Kurz nach der Zeitkontrolle kam dann Manuela zum Remis. Ihre Partie war ruhig verlaufen; zwar sammelte sie einen Bauern am Damenfügel ein, aber mit den ungleich-farbigen Läufern war leider nichts zu machen. Den entscheidenden Siegpunkt verbuchte Tatiana. Sie spielte gegen einen Königsinder im Anzug und belagerte nach der Öffnung der b-Linie den rückständigen Bauern c3, setzte sich dabei aber einem Königsangriff aus. Das war ziemlich riskant und sie musste sich im post-mortem Einiges von Ketino und Julia, welche die gegnerische Stellung bevorzugten, anhören, Am Ende konnte sie aber die Drohungen abwehren und gleich mehrere Bauern gewinnen, wonach sie sich im Endspiel klar durchsetzte, So wurde der Kampf ausgerechnet dort entschieden, wo die DWZ-Unterschiede am geringsten waren! Jessi hatte aus der Eröffnung heraus bequemen Ausgleich erhalten, wollte dann aber nicht unnötiges Risko eingehen und wickelte im Damenendspiel zum Remis ab. Lena hatte im Mittelspiel eine drückende Stellung mit zwei (schwarzen) Bauern auf der vierten Reihe, einem guten Springer und einem aktiven König aufgebaut. Zwar waren die Türme noch auf dem Brett, dennoch sah es sehr gut aus. Beim Übergang ins Endspiel wurde es dann nochmal knifflig, aber am Ende setzte sich einer der beiden Zentralbauern durch. Mit dem 5:1 haben wir wieder einige Chancen auf den Klassenerhalt; wir müssen weiterhin die Daumen drücken.

Ein erfolgloses Wochenende

Karlsruher SF – Hamburger SK und TuRa Harksheide – Karlsruher SF

12./13.1.2019 · 5. + 6. Runde, Baden-Baden · Von Veronika Kiefhaber + Stefan Haas

Gleich zu Anfang ist festzustellen: Das war nicht unser Spieltag…

Gegen die übermächtigen Hamburgerinnen, die nach einem Sieg gegen Baden-Baden am Sonntag sogar Tabellenführer sind, hatten wir keine Chance. Sie gingen frühzeitig mit einem kampflosen Punkt in Führung.

  Karlsruher SF 2082 0 : 6 Hamburger SK 2341
1 (unbesetzt)  – : + Socko, Monika 2456
2 Georgescu, Lena 2192 0 : 1 Khademalsharieh, Sar. 2489
3 Mütsch, Annmarie 2233 0 : 1 Hoolt, Sarah 2294
4 Mader, Manuela 2180 0 : 1 Osmanodja, Filiz 2309
5 Scheynin, Julia 1999 0 : 1 Fuchs, Judith 2245
6 Basovskiy, Jana 1806 0 : 1 Baciu, Diana 2252

Es folgen Stefans Eindrücke, teilweise live verfolgt, teilweise über die Online-Über-tragung: „Julia hatte gegen das Londoner System mit einem Vormarsch auf dem Damenflügel geantwortet und kam in eine Zentrumsformation, die sehr stark an Geschlossenes Französisch erinnerte. Ihre Gegnerin rollte mit dem verdoppelten g-Bauern die Flanke auf und Julias König blieb im Zentrum stecken. Nach zwei Stunden hätte ich nicht mehr viel auf Julia gewettet, aber es gelang ihr, den Druck am Königsflügel abzuschütteln und selbst am Damenflügel anzugreifen. Vielleicht hat sie ihrer Gegnerin hier etwas zu früh wieder Luft gelassen; nach einem taktischen Fehler lief sie dann auch noch in ein Matt. Annmarie hatte vom ELO-Verhältnis her das am wenigsten schwere Los. Sie spielte gegen einen geschlossenen Sizilianer, in dem ihre Gegnerin Sc3 ausließ, mit c3-d4-e5 im Zentrum Raumgewinn verbuchte und schließlich mit einem Mattangriff durchdrang. Manuela hatte die Fesselungsvariante des Abtausch-Spaniers auf dem Brett, fand  aber leider nicht die Fischer’sche Wider-legung des überzogen-aggressiven Aufbaus ihrer jungen Gegnerin, hatte aber lange Zeit eine zumindest gleichwertige Stellung, bevor sie in einem taktischen Geplänkel unterlag. Lena hatte gegen die Archangelsker Variante im Spanier eine ruhige Variante mit d3 und a4 gewählt; vermutlich war das Vorschieben des Bauern nach a5 die Ursache für ihre späteren Schwierigkeiten, weil der Bauer dort zur Schwäche neigte, einen Turm zur Deckung band und dann doch verloren ging. Im Doppelturmendspiel soll es (laut späterer Analyse) vielleicht Rettungsmöglichkeiten gegeben haben; aber hier spielte wohl auch der Zeitmangel eine entscheidende Rolle. Jana hatte es eigent-lich am schwersten, denn sie war ihrer Gegnerin um rund 500 ELO-Punkte unterlegen.  Dafür bot sie aber einen sehr hartnäckigen und zähen Kampf. In einem Königsinder im Anzuge überließ sie ihrer Gegnerin allerdings frühzeitig einen Raumvorteil, da sie mit Ausnahme des Bauern e4 nur auf drei Reihen beschränkt war, während sich das gegnerische Zentrum schnell von c5 bis f5 erstreckte. Der weitere Verlauf war recht zäh; schließlich wurde sie mit einem Bauerndurchbruch konfrontiert, der zuerst die Qualität und wenige Züge später die Partie kostete.

Alles andere als eine deutliche Niederlage wäre aufgrund der riesigen Rating-Vorteile der Hamburgerinnen eine große Überraschung gewesen; bei näherem Betrachten ist vielleicht dennoch das eine oder andere Remis, vielleicht sogar ein einzelner Brett-sieg ‚drin‘ gewesen – wirklich schade.“

Am Sonntag spielten wir gegen das junge Team aus Harksheide und erhofften uns dabei deutlich mehr, als dann letztendlich herauskam.

  TuRa Harksheide 2088 4 : 2 Karlsruher SF 2186
1 Unuk, Laura 2267 1 : 0 Georgescu, Lena 2192
2 Antolak, Julia 2194 1 : 0 Mütsch, Annmarie 2233
3 Gosciniak, Maria 2090 1 : 0 Schmidt, Jessica 2253
4 Brandt, Carina 1976 0 : 1 Mader, Manuela 2180
5 Sherif, Amina 1996 ½ : ½ Kiefhaber, Veronika 2115
6 Wächter, Nathalie 2007 ½ : ½ Moingt, Anne 2147

Manuela spielte eine tolle Partie. Sie ging mit der Dame auf Bauernjagd, verteidigte sich gegen den Königsangriff ihrer Gegnerin ideenreich und behielt in der Zeitnotphase den besseren Überblick. Damit gingen wir in Führung. Ich selbst hatte den Eindruck, nach der Eröffnungsphase die Initiative und das aktivere Spiel erreicht zu haben, fand aber keinen Weg, den vermeintlichen Vorteil zu verwerten, und machte remis – der Gesamteindruck war noch gut. Doch leider gab es danach keine Erfolgserlebnisse mehr. Annmarie hatte in Wolga-Manier am Damenflügel Bauern geopfert und am Königs-flügel angegriffen. Die Weiße konnte jedoch ihre Stellung konsolidieren und zum Gegenangriff ansetzen, als Annmarie die Zeit überschritt. Lena geriet mit den weißen Steinen recht bald in die Defensive. Ihr Angriff am Königsflügel versandete früh, die Schwarze eroberte am Damenflügel einen Bauern. Hoffnung schöpften wir, als Lena eine Abwicklung fand, in der sie bei ungleichen Läufern wieder aktiver wurde. Doch plötzlich landete sie in einem Turmendspiel, in dem der gegnerische König in die weiße Stellung eindringen konnte, damit lagen wir  1½:2½ zurück. Annes Partieanlage gefiel mir gut. Sie verpasste der Gegnerin einen Doppelbauern, konnte deren Figuren an die Deckung binden und den schlechten Läufer einschränken. Doch im Laufe der Partie bekam die Weiße immer mehr Gegenspiel und konnte sich freier entfalten, sodass nicht mehr als ein Unentschieden heraussprang. Jessis Stellung wirkte lange Zeit recht solide. Als die Zeitnotphase näherrückte, musste sie sich allerdings immer mehr verknoten, um die Figuren zusammenzuhalten. Dabei ging leider erst ein Bauer und nach und nach die komplette Partie verloren.

Jetzt befinden wir uns auf einem Abstiegsplatz und müssen uns wirklich ranhalten, wenn wir diesen noch einmal verlassen wollen!

Nur ein Mannschaftspunkt am Heim-Wochenende

Karlsruher SF SC Rotation Pankow und SK Lehrte Karlsruher SF

17./18.11.2018 • 3. + 4. Runde, Karlsruhe • Von Stefan Haas

Der zweite Doppelrundenspieltag der Frauenbundesliga war zugleich unser einziges Heim-Wochenende dieser Saison und fand im gewohnten Ambiente der Walter-Eucken-Schule statt – allerdings vor kaum mehr eigenen Fans als vor drei Wochen in Hofheim. Mit dem SC Rotation Pankow und dem SK Lehrte hatten wir zwei schlagbare Gegner und Veronika hatte bereits in den BNN die Losung ausgegeben, dass mindestens ein Kampf gewonnen werden sollte (ohne allerdings zu sagen, welcher).

  Karlsruher SF 2019 3 : 3 SC Rotation Pankow 1965
1 Georgescu, Lena 2211 ½ : ½ Jahn, Constanze 2009
2 Mütsch, Annmarie 2234 1 : 0 Wagner-Michel, Annett 2077
3 Kiefhaber, Veronika 2115 ½ : ½ Göhler, Antje 2022
4 Scheynin, Julia 1978 ½ : ½ Mai, Iris 1951
5 Basovskiy, Jana 1766 ½ : ½ Wolf, Sylvia 1901
6 Hartmann, Cora 1812 0 : 1 Jeske, Kirsten 1830

In der Samstagsrunde gegen Pankow ging uns Jessica durch eine Sperrung der A8 im Stau verloren, doch Veronika sprang mit begrenztem Zeitfenster kurzfristig ein und konnte einen halben Zähler holen, bevor sie sich auf den Weg zu ihrem eigentlichen Vorhaben machen durfte. Unsere erste Brettniederlage folgte jedoch leider schnell, denn Cora hatte in der Eröffnung Schiffbruch erlitten und früh eine Figur verloren.

Lena stand im Mittelspiel aussichtsreich, hatte nach 24 Zügen aber schon sehr viel Zeit verbraucht, wich daher Komplikationen aus und stand zwei Züge später schon fast kritisch, doch ihr Remisangebot wurde angenommen,

Julia erlangte etwas Raumvorteil auf dem Königsflügel und obwohl ihre Gegnerin das Rochaderecht eingebüßt hatte und ihr Turm auf h8 eingeklemmt war, schien ihr Gegenangriff am Damenflügel diese Nachteile vollkommen auszugleichen, so dass beide Seiten mit der Punkteteilung nach drei Stunden zufrieden sein konnten.

Bei Jana hatte sich ein besonders schwerblütiges Mittelspiel entwickelt; für einige Zeit verfügte sie über einen optischen Vorteil, der sich aber nicht konkretisieren wollte. Eine kleine Unachtsamkeit brachte sie dann innerhalb weniger Züge in eine glatte Verluststellung, doch sie kämpfte mit dem Mute der Verzweiflung weiter und wurde belohnt, als ihre Gegnerin den Vorteil verspielte und in eine Remisschaukel lief.

Die längste Partie des Tages spielte unsere frischgebackene U16w-Weltmeisterin Annmarie. Mit viel Geduld und sauberer Technik gelang ihr eine hervorragende Positionspartie, die uns schließlich einen Mannschaftspunkt sicherte.

Am Sonntag spielten wir gegen Lehrte, die am Vortag gegen Baden-Baden mit 0:6 untergangen waren und auf Wiedergutmachung hofften. Wir hatten uns gegenüber dem Vortag personell verstärken können und gingen daher als Favorit ins Spiel.

  SK Lehrte 2034 4 : 2 Karlsruher SF 2143
1 Sieber, Fiona 2265 0 : 1 Georgescu, Lena 2211
2 Düssler, Stefanie 2121 1 : 0 Mütsch, Annmarie 2234
3 Böhm, Jana 1943 1 : 0 Schmidt, Jessica 2253
4 Manusina, Nicole 2011 1 : 0 Mader, Manuela 2180
5 Laake, Jasmin 1938 1 : 0 Dr. Rubina, Tatiana 2000
6 Hoang-Tietjen, Thuy Linh 1928 0 : 1 Scheynin, Julia 1978

Das Ergebnis sieht knapper aus, als es war. Zwar begannen die Partien sehr zäh und sahen lange völlig ausgeglichen bzw. teilweise sogar vorteilhaft aus, doch in der Zeitnotphase kippte eine Partie nach der anderen, so dass zwischenzeitlich sogar eine 0:6-Klatsche nicht unmöglich schien.

Am schnellsten erwischte es diesmal Annmarie. Dabei hatte sie ihre Türme auf den Königsflügel geworfen und schien ganz angenehm zu stehen, doch nach einem raumgreifenden Bauernzug im Zentrum brach ihre Stellung überraschend schnell ein.

Wenig später war es dann bei Manuela aus. Eben noch standen ihre Figuren druck-voll im Zentrum und waren nach dem Damentausch plötzlich völlig unkoordiniert und in die Defensive gedrängt, ein Figureneinsteller besorgte dann das Übrige.

Jessica war am Königsflügel durchgebrochen und war gerade dabei, eine Figur einzu-sammeln, ließ dabei aber eine eigene en prise und opferte sogar noch eine weitere, was aber nicht durchdrang und schließlich verlor.

Tatiana konnte ihre Gegnerin in einem damenlosen Mittelspiel zunächst überspielen, vergriff sich dann aber vorschnell an einer Qualität, wonach sich ein Spiel auf ein Tor (leider das falsche!) entwickelte, das schließlich in einem Mattangriff endete.

Damit war der Wettkampf entschieden, doch die Leiden der Zuschauer gingen weiter.

Julia hatte in einem zähen Ringen zunächst Ausgleich erlangt, dann etwas Initiative bekommen und eroberte nach einem Fehler ihrer Gegnerin plötzlich eine Qualität. Nun standen die Zeichen eigentlich auf Sieg, doch sie unterließ den naheliegenden Damentausch und tat sich plötzlich schwer, öffnete dann unnötig ihre Königsstellung, büßte zwei Bauern ein, stand für einen Zug sogar völlig breit und war schließlich gerade dabei, ein Dauerschach zu geben, als ihre Gegnerin die Zeit überschritt.

Noch dramatischer war Lenas Partie. Nach einem dreifachen Bauernopfer in der Eröffnung schien ihr Angriff schon zu versanden, da packte sie ein Turnopfer aus und setzte ihre Gegnerin mächtig unter Druck, doch das Ganze mündete nur in einem Endpiel, in dem sie mit der Dame gegen Turm, Springer, Läufer und einen Frei-bauern ums Remis (durch die Suche nach Dauerschach) kämpfen musste. Doch schon bald nach der Zeitkontrolle lebten beide Spielerinnen nur noch vom Inkrement, die Figuren tanzten wie magisch übers Brett und jegliches Ende schien unabsehbar. Eine Reklamation auf dreifache Stellungswiederholung erwies sich aber als Irrtum; doch als die Gegnerin gerade dazu ansetzte, ihre Figuren mit Aussicht auf Fortschritt im Zentrum zu massieren, überschritt sie nach 110 Zügen die Zeit.

Diese beiden glücklichen Zeitsiege lassen die Niederlage noch erträglich erscheinen, doch die Abstiegsgefahr wird langsam realer. Weitere Chancen dürfen wohl nicht mehr ausgelassen werden.

Baden-Baden gewann das Parallelspiel gegen Pankow überlegen mit 5:1 und konnte somit den punktgleichen Hamburger SK von der Tabellenspitze verdrängen.

Pflicht erfüllt

SV Hofheim – Karlsruher SF und Karlsruher SF – SC Bad Königshofen

27./28.10.2018 • 1. + 2. Runde, Hofheim • Von Veronika Kiefhaber

Der erste Doppelrundenspieltag in der Frauenbundesliga führte uns in diesem Jahr nach Hofheim. Trotz einer Autobahnsperrung und leichten Orientierungsproblemen innerhalb Hofheims schafften wir es, gerade noch rechtzeitig anzukommen. Im Spiellokal konnten wir uns an einem großartigen Büffet jederzeit stärken. Mit viel Liebe zum Detail umsorgten uns die Helfer im Hintergrund erstklassig.

Unterstützt wurden wir außerdem von ungewöhnlich vielen Fans: dem mitgereisten Nachwuchs (Emilie und Sophie Schmidt sowie Fabian Kiefhaber), unserem langjährigen Mannschaftsführer Wolfgang Gerstner mit Familie, inzwischen wohnhaft in Hofheim, und Anja Landenberger und Stefan Haas, die extra die weite Fahrt auf sich genommen hatten.

Ähnlich wie in der vergangenen Saison bestand unser Ziel am ersten Spieltag darin, zwei Punkte für den Klassenerhalt zu holen. Das gelang uns direkt in der ersten Runde am Samstag gegen Hofheim.

SV Hofheim 2018 2,5 : 3,5 Karlsruher SF 1984
1 Mar, Karmen 2112 0 : 1 Schmidt, Jessica 2253
2 Winterholler, Christina 2037 ½ : ½ Kiefhaber, Veronika 2115
3 Rößler, Ulrike 2058 1 : 0 Rubina, Tatiana 2000
4 Kushka, Alena 2140 1 : 0 Scheynin, Julia 1978
5 Barpiyeva, Gulsana 1977 0 : 1 Basovskiy, Jana 1766
6 Fröhlich-Dill, Astrid 1784 0 : 1 Mangei, Jasmin 1790

Unser Neuzugang Jana Basovskiy brachte uns an Brett 5 als Erste in Führung. Gegen die erfahrene Hofheimerin Barpiyeva spielte sie eine flotte Angriffspartie. Ein weiteres Mal siegte die Jugend an Brett 6: Jasmin Mangei verfügte gegen Astrid Fröhlich-Dill plötzlich über einen deutlichen Materialvorteil und brachte diesen sicher nach Hause. An Brett 1 setzte sich Jessica Schmidt routiniert gegen Karmen Mar durch. Leider war ich mit meiner eigenen Partie so beschäftigt, dass ich das Ende gar nicht mitbekam…

Ich selbst hatte an Brett 2 recht früh die deutlich bessere Zeit und dann auch einen Bauern mehr. Das reichte aber nicht zum Gewinn. Doch durch das Remis hatten wir die zum Sieg nötigen 3,5 Punkte erreicht und waren froh. Mehr wurde es leider dann nicht mehr. Unsere Mittelachse musste zwei Niederlagen hinnehmen: An Brett 3 unterlag Tatiana Rubina Ulrike Rößler, an Brett 4 setzte sich Alena Kushka gegen Julia Scheynin durch.

Am Sonntag spielten wir gegen Bad Königshofen, die am Vortag Baden-Baden ein Unentschieden abgetrotzt hatten.

Karlsruher SF 1984 0,5 : 5,5 SC Bad Königshofen 2211
1 Schmidt, Jessica 2253 0 : 1 Melamed, Tatjana 2356
2 Kiefhaber, Veronika 2115 0 : 1 Schöne, Maria 2121
3 Rubina, Tatiana 2000 0 : 1 Belenkaya, Dina 2274
4 Scheynin, Julia 1978 0 : 1 Gvanceladze, Anna 2265
5 Basovskiy, Jana 1766 0 : 1 Gromova, Julia 2200
6 Mangei, Jasmin 1790 ½ : ½ Frey, Alisa 2052

Das war leider eine sehr einseitige Angelegenheit. Eine Niederlage nach der anderen war zu vermelden: Den Anfang machte Tatiana an Brett 3. Sie hatte in der Eröffnung früh einen Bauern gewinnen können, dann jedoch nicht aufgepasst – und danach ging es schnell bergab. Es folgte Jessi an Brett 1. Ihre Gegnerin Tatjana Melamed spielte eine sehr überzeugende Partie, erreichte mit ruhigem Spiel und Geduld kleine Vorteile, bis Jessi ihre Figuren nicht mehr zusammenhalten konnte. Als nächste folgte Jana an Brett 5. Sie hatte mit Julia Gromova eine nominell deutlich überlegene Gegnerin, deren Erfahrung sich schließlich durchsetzte. Auch meine eigene Partie an Brett 2 gegen Maria Schöne war ziemlich einseitig: 4:0.

Julias Stellung an Brett 4 gegen Anna Gvanceladze sah lange Zeit haltbar aus, aber die Gegnerin spielte ideenreich und unangenehm.
Nach Julias Niederlage spielte nur noch Jasmin an Brett 6. Hier hatten wir große Hoffnung auf den ersten und einzigen vollen Punkt. Doch leider lief Jasmin die Zeit davon, und nachdem die beiden verbundenen Freibauern im Turmendspiel abhanden gekommen waren, blieb es bei einem halben Punkt für uns.

Im Nachbarkampf war es bei Baden-Baden gegen Hofheim noch einmal spannend geworden, doch Baden-Baden setzte sich letztendlich mit 4:2 durch.

In drei Wochen steht bereits die nächste Doppelrunde an. Die Gegner beim Heimkampf in Karlsruhe werden Rotation Pankow und der SK Lehrte sein.